WELT Nachrichtensender
07.12.2022
PUTINS KRIEG: "Hinter den Kulissen im Kreml herrscht Entsetzen!" Angriffe im russischen Hinterland
Einen Tag nach den Explosionen auf zwei russischen Luftwaffenstützpunkten hat es erneut auf einem Flughafen gebrannt. Nach einem Drohnenangriff in Kursk etwa 100 Kilometer östlich der ukrainischen Grenze habe ein Öltank Feuer gefangen, teilte Gouverneur Roman Starowoi am Dienstag auf Telegram mit. Der Brand sei unter Kontrolle, alle Rettungsdienste seien vor Ort. Kurz darauf wurde russischen Medienberichten zufolge eine 80 Kilometer von der Grenze entfernte Industrieanlage mit Drohnen angegriffen, ein Tanklager dort aber verfehlt.
Die russischen Behörden machten die Ukraine nicht unmittelbar für die Angriffe vom Dienstag verantwortlich, beschuldigten aber die ukrainischen Streitkräfte, am Vortag ähnliche Angriffe auf zwei Luftwaffenstützpunkte in Russland ausgeführt zu haben. Am Montag hatte es auf den Stützpunkten Engels und Djagilewo Detonationen gegeben. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es habe zwei ukrainische Drohnen abgeschossen. Drei Soldaten seien durch Trümmer getötet, vier weitere verletzt worden. Zwei Flugzeuge seien leicht beschädigt. In Engels sind strategische Bomber der Typen Tu-95 und Tu-160 stationiert, die Atomwaffen tragen können.
Der Stützpunkt liegt mehr als 600 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, Djagilewo etwa 500 Kilometer. Die Angriffe weit im russischen Hinterland zeigen die Verletzbarkeit strategisch wichtiger Militäranlagen und haben zu Fragen nach der Abwehrfähigkeit der Luftwaffe gegen Drohnenangriffe geführt.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von Terrorangriffen und kündigte an, Russland werde die nötigen Schritte zum Schutz wichtiger Anlagen unternehmen. Das britische Verteidigungsministerium erklärte, Russland werde die Angriffe auf Engels und Djagilewo wohl als einen der strategisch bedeutsamsten Fehlschläge beim Schutz seiner Streitkräfte seit Beginn der Invasion betrachten. Die Bomber würden wahrscheinlich auf andere Stützpunkte verlegt.
Nach den Angriffen feuerten die russischen Truppen eine weitere Welle von Raketen auf die Ukraine ab, die Zivilisten töteten, Wohnhäuser trafen und die Schäden an Kraftwerken und anderer Infrastruktur vergrößerten. Etwa die Hälfte der Haushalte in der Umgebung von Kiew war am Dienstag weiterhin ohne Strom, wie der Gouverneur der Region mitteilte. Die Behörden in der Region Odessa im Süden erklärten, sie hätten unter anderem die Stromversorgung von Krankenhäusern wiederhergestellt.
Die ukrainische Regierung hat sich nicht offiziell zu den Angriffen in Russland bekannt. Präsidentenberater Mychailo Podoljak verspottete jedoch auf Twitter die Regierung in Moskau. «Wenn etwas in den Luftraum anderer Länder gestartet wird, werden unbekannte Flugobjekte früher oder später zum Ausgangspunkt zurückkehren», schrieb Podoljak. «Die Erde ist rund.»
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte Slowjansk im Donbass und kündigte an, alle russischen Truppen würden aus der Ukraine vertrieben. «Ich bin euren Eltern dankbar. Sie haben echte Helden großgezogen», sagte Selenskyj in einer Videoansprache an die ukrainischen Streitkräfte aus Slowjansk.
Das russische Militär setzte seine Angriffe in der Ukraine fort und beschoss in der Nacht Städte in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja. Mehr als 9000 Haushalte waren daraufhin ohne fließendes Wasser, wie es von Seiten der Behörden hieß. Im Norden wurden mehr als 80 Raketen und Artilleriegeschosse auf die Region Sumy abgefeuert, wie Gouverneur Dmytro Schywyzskji mitteilte. Dabei sei ein Kloster in der Nähe der russischen Grenze beschädigt worden.