In manchen Gebieten auf der nördlichen Halbkugel ist es derzeit überdurchschnittlich trocken und heiß. Wissenschaftler befürchten schon jetzt eine Fortsetzung der Rekordfeuer des vergangenen Jahres.
Das Satellitenbild zeigt Waldbrände in Sibirien Foto: EU / Copernicus Sentinel-2
In den vergangenen beiden Jahren fiel die Waldbrandsaison in Sibirien ungewöhnlich heftig aus. Und auch zum Beginn der diesjährigen Brandperiode sind Forscher in Sorge. Denn bereits früh im Jahr sind einige Gebiete im Westen Sibiriens stark betroffen. Das berichten Wissenschaftler des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienstes (Cams), die regelmäßig mit Satelliten die Feueraktivitäten auf der nördlichen Halbkugel beobachten und Vorhersagen erstellen.
Derzeit sind vor allem die Regionen um die Millionenstadt Omsk und den Ort Tjumen betroffen, der etwa 1700 Kilometer Luftlinie von Moskau entfernt ist. Die Daten zeigen, dass für den Zeitraum von April bis etwa Ende Mai sowohl die Anzahl der Brände als auch die täglichen Kohlenstoffemissionen, die in die Atmosphäre gelangen, über dem Durchschnitt des Datensatzes seit 2003 lagen. Im Beobachtungszeitraum wurden demnach für Tjumen die zweithöchsten Werte nach 2008 gemessen und für Omsk die dritthöchsten nach 2008 und 2014.
Immerhin ist die Lage im Osten Russlands derzeit weniger dramatisch. Die geschätzten Brandemissionen in Oblast Amur und der Nachbarregion im Föderalen Bezirk Fernost fielen im Vergleich zu früheren Jahren deutlich geringer aus. Allerdings ist die Waldbrandsaison noch verhältnismäßig jung. Sie läuft auf der Nordhalbkugel in der Regel von Mai bis Oktober und erlebt ihren Höhepunkt zwischen Juli und August.
Derzeit herrschen sehr hohe Temperaturen in manchen Teilen Russlands. Während es in Deutschland in den vergangenen Wochen verhältnismäßig kalt war, erlebte Russland Hitzerekorde. In Petschora, nördlich von Omsk am Rand der Arktis gelegen, wurden vergangenen Donnerstag 32,5 Grad Celsius gemessen. Das ist deutlich mehr als der bisherige Rekord, der 1996 mit 26,6 Grad erreicht wurde. Zum Vergleich: Im Zeitraum von 1981 bis 2010 habe die durchschnittliche Temperatur im Mai bei 4,2 Grad gelegen.
Im Gebiet Archangelsk in Nordwestrussland, das an das Nordpolarmeer grenzt, erreichten die Temperaturen über 32 Grad. Ähnlich warm war es dort zuletzt 1920. Meteorologen in Russland hatten eine Hitzewelle angekündigt, die auch die Hauptstadt Moskau erreichte, in der teils mehr als 29 Grad gemessen wurden. Derzeit hat es sich aber wieder deutlich abgekühlt.
Brände um den Lake Winnipeg in Kanada Foto: NASA
Auch in Kanada sind bereits die ersten Brände ausgebrochen. Seit Mitte Mai verzeichnen die Cams-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler dicke Rauchschwaden in den Regionen Manitoba und Ontario. Hier liegen die Aktivitäten der Brände ebenfalls teils deutlich über dem Durchschnitt. Bis Ende Mai wurden bereits 0,8 Megatonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre entlassen, manche Rauchschwaden zogen Hunderte von Kilometern weit über den Atlantik.
Das Satellitenbild der Nasa zeigt Feuer am Lake Winnipeg in Manitoba. Den See hätte noch bis Mitte Mai Wintereis bedeckt, berichten die Nasa-Forscher. Doch dann schaltete die Provinz vom Winter schlagartig in den Sommer um: Innerhalb von ein paar Tagen war das Eis weg, als die Temperaturen über 30 Grad stiegen. Wenig später kamen auch die Feuer. Auf dem Bild vom 18. Mai sind die Rauchsäulen von mehreren intensiven Waldbränden westlich und südwestlich des Sees zu sehen. Es wurden bereits Häuser zerstört und Autobahnen gesperrt.
Andere Feuer brannten im Westen in Saskatchewan und im Osten in Ontario. Wie die Forscher berichten, fielen die letzten Jahreszeiten in der Region sehr trocken aus, weshalb dort große Dürre herrscht und die Bodenfeuchtigkeit etwa 40 Prozent unter dem Normalwert liegt. Deshalb stufen Experten die Waldbrandgefahr als extrem hoch ein, Lagerfeuer in Parks sind verboten und viele Wander- und Radwege geschlossen.
Auch in Sibirien sind bereits wieder Tausende Feuerwehrleute im Einsatz, um Dutzende Brände zu löschen. In den vergangenen Jahren gab es einen deutlichen Anstieg der Anzahl und Intensität von Feuern im nördlichen Polarkreis, vor allem im asiatischen Teil Russlands. 2020 sorgte das für einen Rekord bei den CO2-Emissionen: 244 Megatonnen wurden durch die Brände freigesetzt. 2019 waren es 181 Megatonnen.
In der Arktis setzen die Feuer durch die Vernichtung der dortigen Torfböden sehr viel Kohlenstoff frei, die über Tausende Jahre im Boden eingelagert waren. Torfböden bestehen aus zersetzten organischen Substanzen wie Pflanzenresten und sind eine gewaltige Kohlenstoffquelle.
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