"Waldbrandatlas": Onlinedatensammlung soll Feuerwehren helfen

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Utopia
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#1 "Waldbrandatlas": Onlinedatensammlung soll Feuerwehren helfen

Für die Arbeit in Wäldern braucht die Feuerwehr nicht nur Löschwagen und Schläuche, sondern auch Informationen. Ein neues Internetangebot soll sie bündeln.

Wer dieser Tage im Wald wandert oder über einen Feldweg radelt, kann es kaum übersehen: Vielerorts ist der Boden knochentrocken. Der ungewöhnlich trockene April hat in diesem Jahr nicht nur die Bauern, sondern auch die Förster und Waldbesitzer alarmiert. Vor kurzem warnten die privaten Waldeigentümer vor der großen Waldbrandgefahr.

Die Zusammenarbeit zwischen örtlichen Brandbekämpfern und weiteren Feuerwehren könnte ein neues Internetangebot des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie erleichtern. Die in Frankfurt am Main ansässige Behörde gehört zum Innenministerium und sammelt und verarbeitet im Auftrag des Bundes Daten zur Erdoberfläche in Deutschland – Geodäsie ist die Wissenschaft von der Vermessung der Erde.

Präsident Paul Becker, der früher beim Wetterdienst arbeitete, hatte die Idee für das Internetangebot. "Beim Deutschen Wetterdienst gibt es bereits seit vielen Jahren einen Gefahrenindex für Waldbrände", sagt er. Da habe es nahe gelegen, den Index um eine Auswahl der Vielzahl weiterer Daten zu ergänzen, über die das Bundesamt verfügt.

Öffentliche Daten als Grundlage

Der "Waldbrandatlas" ist eine Internetseite, die Deutschland in unterschiedlich gefärbten Gefahrenzonen zeigt. Aktive Feuer lassen sich per Auswahl ebenso anzeigen wie Waldgebiete, Standorte von Berufsfeuerwehren, Rettungspunkte (die in Notlagen die Feststellung des Standorts erleichtern), Windrichtung, gefallene und erwartete Niederschläge, stehende Gewässer, Landeplätze etwa für Hubschrauber und Militärgelände.

Grundlage sind derzeit allein öffentlich verfügbare Daten, erklärt die im Innenministerium zuständige Heimatabteilung. "Ob wir den Atlas später auch noch als App anbieten, wird sich zeigen. Wir warten nun erst einmal die Rückmeldungen der potenziellen Nutzer ab", sagt Becker. Nutzbar wäre die Seite schon, das Innenministerium will sie nun bald im Kreis der Länder vorstellen.

Sven Dunkel von der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes sieht Potenzial. "Die Initiative wird von uns sehr begrüßt", sagt er. Für die Feuerwehren sei Geo-Information noch ein recht neues Thema, nicht überall gebe es Experten, um Daten aufzuarbeiten und verfügbar zu machen. Zwar seien Länder und Kommunen für den Brandschutz verantwortlich – Waldbrände machten aber nun mal nicht an Kreisgrenzen halt. Nun stünden erstmals alle Daten nutzbar und im gleichen Format den verschiedenen Einsatzleitungen zur Verfügung.

Das sei ein großer Gewinn. Autobahnen, Bahnstrecken und Forstwege, die mit Lkw befahrbar seien, sollten noch dazukommen, sagt Dunkel, und sogenannte kampfmittelbelastete Flächen – also Gebiete, in denen etwa Munition aus dem Krieg im Boden liegt oder liegen könnte. Den Zugriff auf solche sensibleren Informationen könne man problemlos mit der Vergabe der Zugangsdaten regeln, sagen die Beamten im Innenministerium.

Regen zur falschen Zeit

Auch Umwelt- und Landwirtschaftsministerium haben das Thema Waldbrände auf dem Schirm. Gemeinsam fördern sie 22 Forschungs- und Modellvorhaben, die zum 1. Mai starteten, mit insgesamt rund 11,3 Millionen Euro aus dem Waldklimafonds. Bund und Länder stecken bis 2023 zudem rund 800 Millionen Euro in Wiederaufforstung und den sogenannten Waldumbau – es geht unter anderem darum, aus anfälligen Monokulturen wieder Mischwälder zu machen, die weniger anfällig für Schädlinge und Extremwetter sind.

Wenn der kommende Sommer so trocken wird wie in den Vorjahren und die Feuerwehren Interesse zeigen, könnte der "Waldbrandatlas" häufiger zum Einsatz kommen. "Wir schleppen insbesondere aus den vergangenen beiden Jahren in vielen Bereichen Deutschlands ein erhebliches Grundwasserdefizit mit", sagt Becker. "Dieses Jahr hat die Dürrephase extrem früh begonnen. Wir bräuchten einige Wochen mit viel konstantem Landregen, um die Grundwasserreservoire wieder aufzufüllen."

Im Jahresmittel falle im Trend zwar über längere Zeit gar nicht weniger Regen – aber in vielen Gegenden sei die Verteilung ungünstiger, mit mehr Niederschlägen im Winter und weniger im Sommer, so Becker. Hinzu komme: Vor allem im Sommer falle immer häufiger Starkregen – der aber wenig helfe gegen die Dürre. "Aufgrund der sehr großen Mengen, die in sehr kurzer Zeit fallen und häufig auf sehr trockene Böden fallen besteht keine Chance zum Versickern."

Für das Jahr 2019 liegt noch keine abschließende Waldbrand-Bilanz vor, aber die für 2018 ist erschreckend: Bei 1708 Waldbränden verbrannten bundesweit 2349 Hektar Wald, die größte Fläche seit 26 Jahren. (dahe)



MfG Utopia
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