EU-Lieferkettengesetz: „Ein Sargnagel für den kleinen Mittelstand“ (2023-06-02)
Die Pläne der EU sehen noch schärfere Lieferketten-Regeln vor als in Deutschland. Viele in der Textilbranche finden das gut. Andere Mittelständler nennen das Gesetz weltfremd. Einer warnt: „Andere Nationen lachen über uns.“
Nachdem das EU-Parlament für ein europäisches Lieferkettengesetz gestimmt hat, gehen die Meinungen darüber in der Unternehmenslandschaft stark auseinander. Gerade aus der Textilbranche, in der die Arbeitsbedingungen in ärmeren Zulieferländern häufig kritisiert werden, kommen etliche positive Stimmen. „Wenn man Anständigkeit und Gerechtigkeit gesetzlich verankert, ist das sicher richtig“, sagte Trigema -Eigentümer Wolfgang Grupp der F.A.Z. „Wenn die Konkurrenz ihre Mitarbeiter ausbeutet, dann wäre das ein unfairer Wettbewerbsvorteil.“ Allerdings fiele viel Bürokratie an, ergänzt sein Sohn Wolfgang Grupp junior, der dem Telefonat lauscht. „Sinnlose Bürokratie für jemanden, der alles in Deutschland produziert, darf auch nicht sein“, schiebt Grupp senior postwendend nach.
Es ist eine Einschätzung, die man immer wieder hört, wenn man sich umhört: Das Anliegen halten die meisten Unternehmer für richtig. Doch sie befürchten deutlich höhere Kosten und Wettbewerbsnachteile, klagen über die Bürokratie. Und sie zweifeln, ob das Gesetz seine Ziele wirklich erreicht.
Lieferanten sind genervt
Trigema hat mehr als 1000 Mitarbeiter. Damit fällt der Textilproduzent von der Schwäbischen Alb vom kommenden Jahr an unter das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Der Hemdenhersteller Olymp oder die Outdoormarke Vaude vom Bodensee haben weniger als 1000 Mitarbeiter und wären aller Voraussicht nach erst vom europäischen Lieferkettengesetz betroffen, das für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern und mehr als 40 Millionen Euro Umsatz gilt. Vaude hatte die EU-Pläne begrüßt und eher noch eine Verschärfung gefordert. In Risikobranchen sollten auch kleinere Unternehmen unter die Regeln fallen, schrieb der Outdoorhersteller, der sich als Nachhaltigkeitsmarke positioniert.
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