Klimawandel

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Deckard666
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#371 Studie: Klimaneutralität in Deutschland kostet 6 Billionen Euro

Studie: Klimaneutralität in Deutschland kostet 6 Billionen Euro (2021-09-10)

Eine McKinsey-Studie zeigt, dass Billionen Euro investiert werden müssen, um klimaneutral zu werden. Dies müsse schnell geschehen, um Kosten gering zu halten.

Der Weg zur Klimaneutralität macht einer Studie zufolge immense Investitionen erforderlich. Ausgehend von einer konsequenten und raschen Umsetzung der Energiewende seien in Deutschland bis 2045 Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 6 Billionen Euro notwendig, wie aus einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey hervorgeht.

Zugleich wird auf die Chancen verwiesen: Eine erfolgreiche Dekarbonisierung könne "substanzielle Teile" der Beschäftigung und des Bruttoinlandsprodukts sichern. Zuvor hatte das Handelsblatt über die Studie berichtet.

Wie der klimagerechte Umbau der Wirtschaft gelingen kann und die Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel erhöht werden können, ist ein großes Thema auch im Bundestagswahlkampf.

Tiefgreifende Veränderungen, hohe Investitionen

In der McKinsey-Studie heißt es, der Weg zur Klimaneutralität 2045 konfrontiere Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit der "tiefgreifendsten und komplexesten Transformation unserer Zeit". Verlaufe diese optimal, könnten in Summe eine sozial ausgewogene Bewältigung des Klimawandels, ein positiver "Business Case" für Deutschland und ein Sprung in ein neues technologisches Zeitalter gelingen.

Ausgehend von einer konsequenten und raschen Umsetzung der Energiewende seien in Deutschland bis 2045 Zusatzinvestitionen in Höhe von rund 1 Billion Euro in sogenannte grüne Sachgüter notwendig. Dies seien Anlagen, Fahrzeuge oder Wärmetechnik, ohne Investitionen in Forschung und Entwicklung.

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#372 Studie mit 10.000 Teilnehmern: 60 Prozent der jungen Menschen haben Zukunftsängste – wegen der Klimakrise

Studie mit 10.000 Teilnehmern: 60 Prozent der jungen Menschen haben Zukunftsängste – wegen der Klimakrise (2021-09-14)

Die Mehrheit der 16- bis 25-Jährigen treiben massive Ängste um, zeigt eine globale Studie zur Erderhitzung. Das liege auch an der Untätigkeit der Älteren.

Zehn Tage vor dem globalen Klimastreik zeigt eine internationale Umfrage, wie dramatisch die Klimakrise junge Menschen belastet. 60 Prozent haben Zukunftsängste, und 56 Prozent glauben, dass die Menschheit »dem Untergang geweiht« sei. Ihre Sorgen vor dem Klimawandel beeinträchtigten ihr tägliches Leben, sagen 45 Prozent.

Die Studie mit 10.000 Teilnehmern zwischen 16 und 25 Jahren aus zehn Ländern ist die bislang größte ihrer Art. Sie soll im Fachblatt »Lancet Planetary Health« erscheinen. Finanziert wurde die Umfrage von der Nichtregierungsorganisation Avaaz, insgesamt arbeiteten Wissenschaftler von fünf Hochschulen daran mit.

Angst, Verzweiflung und Wut empfänden junge Menschen, so der Tenor. Die Klima-Sorgen würde eine »große Anzahl junger Menschen stark beeinträchtigen«. »Die Angst hat nicht nur mit der Umweltzerstörung allein zu tun, sondern auch mit der Politik der Regierungen«, sagte Studienautorin Caroline Hickman der BBC. Die empfundene Untätigkeit sei verstörend.

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#373 »Weltrisikobericht«: Wo Naturgewalten doppelt zuschlagen

»Weltrisikobericht«: Wo Naturgewalten doppelt zuschlagen (2021-09-15)

Dürren, Stürme, Überschwemmungen: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, treffen manche Länder aber besonders hart. Ein Bericht zeigt, wo die Menschen besonders verwundbar sind. Am sichersten ist ein europäisches Land.

Die Erderwärmung lässt das Risiko von Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürmen weltweit steigen. Doch wie stark die Menschen tatsächlich gefährdet sind, hängt maßgeblich von der Lage des jeweiligen Landes ab, dem Zustand der Infrastruktur und der finanziellen Ausstattung für Schutzmaßnahmen und Katastrophenhilfe.

Auf die Bedeutung dieser Sicherungssysteme und ihrer Finanzierbarkeit in Zeiten der Klimakrise weist der diesjährige »WeltRisikoBericht« des Bündnisses »Entwicklung Hilft« und der Ruhr-Universität Bochum hin. »Der Kampf gegen Armut und Klimawandel gehören zusammen«, sagte Projektleiter Peter Mucke am Mittwoch in Berlin. Die neue Bundesregierung müsse das in den Blick nehmen, »wenn sie in Zeiten von Pandemien und zunehmenden Wetterextremen ernst genommen werden will.«

Der Risiko-Index des Berichts gibt für 181 Länder an, wie groß die Gefahr ist, dass ein extremes Naturereignis zu einer Katastrophe führt. Unter den 15 Ländern mit dem höchsten Risiko sind zehn Inselstaaten vertreten. »Neben den zunehmenden Wetterextremen treibt der Anstieg des Meeresspiegels ihr Risiko nach oben«, sagt Co-Autorin Katrin Radtke. Vanuatu, Salomonen und Tonga sind weltweit am stärksten gefährdet.

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#374 Länder-Ranking vor dem Klimagipfel in Glasgow: Deutsche Klimapläne sind »ungenügend«

Länder-Ranking vor dem Klimagipfel in Glasgow: Deutsche Klimapläne sind »ungenügend« (2021-09-15)

Vor dem Uno-Klimagipfel in Glasgow sollten alle Länder höhere Klimaziele einreichen. Doch die Bilanz ist wenige Wochen vor dem Gipfel ernüchternd, auch Deutschland ist trotz Nachbesserungen nicht auf dem 1,5-Grad-Pfad.

Alle fünf Jahre müssen die Staaten laut Pariser Klimaabkommen ihre Klimaziele nachschärfen. Das Uno-Abkommen ist nun fast sechs Jahre alt. Höchste Zeit also für ein Update.

Die gute Nachricht: Die Mehrheit der Länder hat gut sechs Wochen vor dem Klimagipfel in Glasgow bereits ihre neuen Klimapläne eingereicht, viele haben nachgebessert. Die schlechte: Es reicht immer noch nicht. Zwar haben sich viele Staaten mittlerweile verpflichtet, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden – doch es hapert derzeit an den Zwischenzielen. Die versprochenen Emissionsminderungen bis 2030 sind immer noch viel zu niedrig. Die entstandene Lücke zwischen den notwendigen Einsparungen für eine Begrenzung der Erderwärmung auf durchschnittlich 1,5 Grad und den bereits eingereichten Klimazielen ist weiterhin riesig.

Halten die Länder ihre bisher eingereichten Zwischenziele wirklich ein, würden 2030 trotzdem noch doppelt so viel Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, wie für das Pariser 1,5-Grad-Ziel vertretbar sind. Das errechnete das Analyseprojekt Climate Action Tracker (CAT) in seinem neuesten »Ranking« der Klimaziele. Die Lücke zwischen den Klimaplänen der Länder und dem erlaubten CO2-Ausstoß beträgt im Jahr 2030 immer noch rund 23 Gigatonnen CO2-Äquivalente.

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#375 Klimawandel: Nur Gambia auf dem Weg, Pariser Klimaabkommen ganz zu erfüllen

Klimawandel: Nur Gambia auf dem Weg, Pariser Klimaabkommen ganz zu erfüllen (2021-09-16)

In Paris hat sich die Welt darauf geeinigt, die Klimaerwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Genug dafür tut aber bislang nur ein einziger Staat.

Lediglich ein Staat ist auf dem Weg, seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen – das westafrikanische Gambia. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Climate Action Tracker, der die Klimaschutzbemühungen wissenschaftlich analysiert. Die vorgelegten festen nationalen Beiträge zum Emissionsabbau haben die Lücke zu den nötigen Mengen nur zu 15 Prozent geschlossen, das Ziel einer maximalen Klimaerwärmung um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau sei noch weit außer Reichweite. Mit Großbritannien habe sich lediglich ein Industrieland fast genug auferlegt, die EU, Deutschland, die Schweiz und die USA seien aber zumindest nicht weit davon entfernt.

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Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichend
Hinter dem Climate Action Tracker steht ein Konsortium aus Nichtregierungsorganisationen, als Partner fungiert das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Die Gruppe analysiert die Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß sowie "eine repräsentative Auswahl" des Rests und kommt so auf etwa 80 Prozent der Emissionen. In dem aktuellen Bericht weisen die Autoren und Autorinnen einmal mehr darauf hin, dass 2030 das entscheidende Jahr für die Bekämpfung des Klimawandels sei. Bis dahin müssten die weltweiten CO2-Emissionen halbiert werden, wenn das 1,5-Grad-Ziel erreichbar bleiben soll. Die aktuell beschlossenen Maßnahmen würden aber lediglich dazu führen, dass die globale Emissionsmenge 2030 auf dem Stand von heute liegen würde. Ferner seien viele darüber hinausgehende Ziele noch zu vage formuliert, kritisieren sie weiter.

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Utopia
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#376 Klimawandel: Comeback für die Atomkraft? Frankreich setzt Deutschland unter Druck

In Deutschland ist Atomkraft ein Tabuthema – in vielen anderen EU-Staaten löst das Befremden aus. Der künftigen Bundesregierung drohen dabei Konflikte in Brüssel.

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(© dpa) Der künftigen Bundesregierung steht ein schwerer Konflikt um das Reizthema Atomkraft bevor.

Unionskanzlerkandidat Armin Laschet formulierte bei der zweiten Fernsehdebatte zur Bundestagswahl einen bemerkenswerten Gedanken, der ihm aber offenbar selbst nicht ganz geheuer war. Deutschland habe im Kampf gegen den Klimawandel einen schweren Fehler begangen, es sei falsch gewesen, „zuerst aus der Kernenergie auszusteigen und dann aus der Kohle“, sagte Laschet – nur um schnell hinterherzuschieben: „Das ist jetzt Geschichte.“

Keine politische Kraft, diese Szene zeigte es, wagt es, den Ausstieg aus der Kernenergie ernsthaft infrage zu stellen. Bei allem Drang der Kandidaten, sich voneinander abzugrenzen: Atomkraft bleibt ein politisches Tabu.

In anderen EU-Staaten zeigt man für die Inbrunst, mit der die Deutschen die Kernkraft ablehnen, kein Verständnis. Vor allem Frankreich wähnt Deutschland auf einen Irrweg. Es ist kein Zufall, dass der französische EU-Industriekommissar Thierry Breton in Brüssel der Wortführer für eine Rückbesinnung auf die Kernkraft ist.

„Wir sollten diese Übergangsenergie nutzen, um den Aufbau einer sauberen Wasserstoffindustrie in Europa zu erleichtern“, fordert er. Breton plädiert dafür neben „grünen“, aus erneuerbaren Energien wie Wind und Strom gewonnenen Wasserstoff auch auf „gelben“ Wasserstoff zu setzen – auf Wasserstoff also, der aus Atomstrom hergestellt wird.

Unabhängig vom deutschen Wahlausgang ist damit klar: Der künftigen Bundesregierung steht in Brüssel ein schwerer Konflikt um die Atomenergie bevor. Selbst wenn im kommenden Jahr der letzte deutsche Meiler vom Netz geht – das Reizthema Kernkraft wird der Politik erhalten bleiben.

Experten: Grüner Wasserstoff allein reiche nicht

In der Kommission wird seit Monaten darüber gerungen, ob gelber Wasserstoff den Kriterien der EU, der sogenannten Taxonomie, genügen soll. Vom EU-Parlament, sonst oft Impulsgeber in europäischen Debatten, ist wenig zu erwarten. Es hat die Frage ausgeklammert, „da es hierzu keine eindeutigen politischen Mehrheiten“, wie CDU-Politikerin Hildegard Bentele erläutert. Der Energiemix bleibe „nationale Angelegenheit“.

Das bedeutet aber auch: Die Kommission wird berücksichtigen müssen, dass der deutsche Atomausstieg in der EU kaum Nachahmer gefunden hat. Vieles spricht derzeit dafür, dass die Brüsseler Beamten am Ende der Kernkraft das Klimasiegel verleihen werden, wenngleich sie derzeit noch still halten, aus Rücksicht auf den Bundestagswahlkampf.

Berlin ist alarmiert. Kernenergie sei eine „Hochrisikotechnologie“ und dürfe daher nicht mit Wind- und Solarstrom gleichgestellt werden, stellte Umweltministerin Svenja Schulze kürzlich in einem Brief an die Kommission klar. Ihre Amtskollegen aus Luxemburg, Dänemark, Spanien und Österreich schlossen sich ihr an. Ganz allein steht Deutschland also nicht.

Doch es bleiben Fragen. Auch deutsche Experten weisen darauf hin, dass der Weg zur klimaneutralen Industrie mit grünen Wasserstoff allein kaum gelingen kann. Grüner Wasserstoff ist bisher nur in homöopathischen Dosen verfügbar, er wird noch über Jahre knapp und teuer sein. Allein die deutsche Stahlindustrie dürfte nach Schätzungen der IG Metall 12.000 zusätzliche Windräder der Fünf-Megawatt-Klasse benötigen, um ihren Strombedarf für die Herstellung von grünem Wasserstoff abzudecken.

Die nationale Wasserstoffstrategie setzt daher auch darauf, Partnerschaften für die Produktion von grünem Wasserstoff mit dem Ausland zu schließen. Doch es wird noch Jahre dauern, ehe sich daraus belastbare Lieferbeziehungen entwickeln.

Aus französischer Sicht ist die deutsche Debatte bizarr. Das Nachbarland bezieht mehr als 70 Prozent seines Stroms aus Atomenergie, der staatliche Energiekonzern EDF betreibt 58 Reaktoren an 18 Standorten. Entsprechend viel steht für Paris auf dem Spiel. Sollte die Kernkraft in den grünen Investitionsregeln der EU-Taxonomie zur unerwünschten Energieform erklärt werden, könnte das auch erhebliche Auswirkungen auf die Finanzierung der französischen Atomanlagen nach sich ziehen.

Macron fordert „faire Spielregeln“

Auch Präsident Emmanuel Macron hat daher einen Brief an die Kommission geschickt, gemeinsam mit sechs anderen europäischen Staats- und Regierungschefs. Er fordert „faire Spielregeln“ für die Kernkraft. Noch deutlicher wurde vor ein paar Tagen sein Finanzminister Bruno Le Maire: „Entweder kämpfen wir gegen den Klimawandel mit einem ideologischen Ansatz und wir scheitern, oder wir kämpfen gegen den Klimawandel mit einem wissenschaftlichen Ansatz und werden Erfolg haben.“

Deutschland ist auf diese Debatte schlecht vorbereitet. Dass grüner Wasserstoff allein die Lösung ist, bezweifeln selbst Fachleute wie Rainer Baake, Direktor der Stiftung Klimaneutralität. Baake ist Mitglied der Grünen und gilt als ein Vordenker seiner Partei in der Energie- und Klimapolitik.

Die entscheidende Frage laute, „ob wir die wirklich großen Mengen Wasserstoff, die wir für 65 Prozent Treibhausgasminderung bis 2030 brauchen, ausschließlich grün produzieren können“, sagte Baake dem Handelsblatt. „Wenn ja, gut so. Wenn die Alternative aber lautet, blauen Wasserstoff übergangsweise zuzulassen oder das Klimaziel zu verfehlen, hätte ich eine klare Priorität.“

Blauer Wasserstoff wird aus Erdgas hergestellt, dabei freiwerdendes CO2 wird unterirdisch gespeichert. Länder wie Norwegen oder die Niederlande treiben die Technologie voran und sind mit deutschen Abnehmern aus der Industrie in konkreten Verhandlungen. Doch viele Klimaschützer lehnen blauen Wasserstoff ab, auch für eine Übergangszeit.

Dann also doch über gelben nachdenken? Baake ist skeptisch: „Die bestehenden Atomkraftwerke in Frankreich braucht das Land für seinen heutigen Strombedarf. Alles, was jetzt an neuen Anwendungen hinzukommt, etwa für Elektromobilität oder die Elektrifizierung der Industrie, bedarf zusätzlicher Kapazitäten. Atomenergie ist schlicht zu teuer.“

Frankreich will Wasserstoff bezahlbar machen

Das sehen die Franzosen anders. Die Regierung in Paris hebt in ihrer Wasserstoffstrategie hervor, das Land sei wegen seines „wenig CO2 verursachenden Strommixes“ in einer guten Position, um das Gas auf klimafreundliche Weise herzustellen. Zwar will Frankreich den Anteil von Atomstrom in seinem Energiemix perspektivisch auf 50 Prozent senken, das Zieldatum wurde aber von 2025 auf 2035 verschoben.

Zugleich strebt Frankreich eine enge Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik an, um Wasserstoff gerade in energieintensiven Branchen bezahlbar zu machen. Nur: Der entscheidende politische Punkt bleibt zwischen Berlin und Paris umstritten. Die Frage, ob gelber Wasserstoff grün genug ist.

Deutschland stünde mit einer rigorosen Haltung auch vor ganz praktischen Problemen. Nach Überzeugung des Bundeswirtschaftsministeriums lässt sich der Einsatz von gelbem Wasserstoff nicht einfach verbieten. „Eine gezielte gesetzliche Verhinderung bestimmter Importe aus legaler Erzeugung im Herkunftsmitgliedstaat wäre mit den geltenden Binnenmarktregeln nicht vereinbar“, sagt eine Sprecherin.

Allerdings würden staatliche Zertifizierungssysteme aufgebaut, mit denen sich die Herkunft des Wasserstoff nachweisen lasse. Legt sich Deutschland also ein eigenes Klimasiegel zu, wenn die EU Kernenergie als grüne Technologie einstufen sollte? Oder wird Berlin Druck auf die Kommission ausüben, damit die Klima-Klassifizierung doch noch deutschen Vorstellungen entspricht?

Im Umfeld von Macron ist schon die Sorge zu vernehmen, dass die nächste Bundesregierung einen noch konfrontativeren Kurs bei der Kernkraft fahren könnte. Vor allem, wenn die Grünen stark darin vertreten sind.



MfG Utopia
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Deckard666
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#377 Kohlendioxidausstoß: Rekordemissionen durch Waldbrände auf der Nordhalbkugel

Kohlendioxidausstoß: Rekordemissionen durch Waldbrände auf der Nordhalbkugel (2021-09-21)

Seit 2003 ermitteln Fachleute anhand von Satellitendaten das Ausmaß von Waldbränden weltweit. Noch nie wurde demnach in der nördlichen Atmosphäre so viel Kohlendioxid frei wie in diesem Juli und August.

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Die verheerenden Waldbrände in verschiedenen Regionen der nördlichen Hemisphäre haben in diesem Jahr Kohlenstoffemissionen in Rekordhöhe verursacht. Dem Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst der EU zufolge lag der Kohlenstoffausstoß seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003 noch nie so hoch wie im Juli und August dieses Jahres.

Laut den Schätzungen wurden im Juli weltweit infolge von Bränden 1258,8 Megatonnen Kohlendioxid (CO₂) freigesetzt. Im August waren es sogar 1384,6 Megatonnen. »Außergewöhnlich waren die hohe Anzahl der verschiedenen Brände, ihre Größe sowie die anhaltend hohe Intensität«, sagte Mark Parrington, Waldbrandexperte des Copernicus-Programms.

Für ihre Schätzungen werten die Wissenschaftler Satellitenbilder von aktiven Bränden aus. Dabei wird der Hitzeausstoß gemessen, aus dem sich Rückschlüsse auf die Emissionen ziehen lassen. Mehr als die Hälfte des emittierten Kohlenstoffs im Juli und August wurde demnach durch Brände in Nordamerika und Sibirien freigesetzt.

»Überall wüten riesige Waldbrände«

Allein in Russland gelangten von Juni bis August 970 Megatonnen CO₂ in die Atmosphäre. Der größte Teil davon entfiel auf das Gebiet Jakutien im nordöstlichen Sibirien und den Autonomen Bezirk der Tschuktschen. Aber auch in der Arktis wüteten heftige Feuer.

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#378 Neue WHO-Richtlinie: Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid ist in Deutschland vielerorts zu hoch

Neue WHO-Richtlinie: Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid ist in Deutschland vielerorts zu hoch (2021-09-22)

Die WHO hat eine neue Leitlinie zur Luftqualität veröffentlicht. In Deutschland werden die Richtwerte an vielen Messstellen überschritten. Das könnte demnächst auch rechtlich zum Problem werden.

Laut der Europäischen Umweltagentur EEA ist Luftverschmutzung die größte von der Umwelt ausgehende Gesundheitsgefahr in Europa. Atmen Menschen dauerhaft Schadstoffe ein, steigt ihr Risiko für Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen. Die meisten EU-Staaten tun sich dennoch schwer damit, geltende Grenzwerte einzuhalten.

In der Mehrzahl der Länder überschritt 2019 mindestens ein Wert die gesetzlich festgelegten Grenzwerte, zeigt ein Bericht vom Dienstag. Deutschland hatte in der Vergangenheit insbesondere Schwierigkeiten, Stickoxid-Grenzwerte einzuhalten. Im Juni 2021 verurteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) den Staat, weil die Stickstoffdioxidwerte zwischen 2010 und 2016 in 26 Städten »systematisch und fortdauernd« überschritten worden waren.

Zwar sinkt die Stickoxidbelastung hierzulande seit Jahren, der geltende EU-Grenzwert wird teils aber noch immer überschritten. Nun kommt zusätzlicher Druck von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die gesundheitliche Risiken durch Luftverschmutzung bewertet. Sie hat am Mittwoch ihre neue Leitlinie zur Luftqualität vorgelegt.

Diese enthält deutlich geringere Richtwerte für die empfohlene Maximalbelastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid (NO2) als zuvor. Zwar sind die Angaben rechtlich nicht bindend, sie könnten aber bald in EU-Regelungen aufgenommen werden. Eine Analyse des Science Media Center zeigt, dass die Belastung mit Luftschadstoffen in Deutschland an sehr vielen Stellen über den empfohlenen Grenzen der neuen WHO-Leitlinie liegt.

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#379 "Begrenzung auf 1,5 Grad mit unserem Wirtschaftssystem nicht hinzubekommen"

"Begrenzung auf 1,5 Grad mit unserem Wirtschaftssystem nicht hinzubekommen" (2021-09-23)

Der Ökonom Helge Peukert über dominante Strömungen in den Wirtschaftswissenschaften, Risikoforschung und Klimawandel

Prof. Dr. Dr. Helge Peukert lehrt Wirtschaftswissenschaft an der Universität Siegen. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Klimawandel in seinem Buch Klimaneutralität.Jetzt und gehört zu den Wirtschaftswissenschaftlern, die mit verschiedenen Methoden wirtschaftliche Verhältnisse betrachten und Lösungen für Probleme suchen - den sogenannten heterodoxen Ökonomen. Telepolis hat Helge Peukert gefragt, wie er die Forschung in den Wirtschaftswissenschaften beurteilt, was anders werden muss und vor welchen Herausforderungen die neue Bundesregierung stehen wird.

Herr Peukert, eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarktforschung (IZA) hat Wirtschaftswissenschaftler befragt, wie sie mit den Schwerpunkten der Forschung in der Ökonomie zufrieden sind. Das Ergebnis ist: Nur etwa 30 Prozent der befragten 10.000 Wissenschaftler, basierend auf dem Journal für Economic Literature, sind mit den gegenwärtigen Forschungsschwerpunkten zufrieden. Wundert Sie das?

Helge Peukert: Nein, natürlich nicht. Unstrittig ist einerseits, dass vor allem, was empirische Forschung betrifft, interessante und wichtige Daten und Zusammenhänge ermittelt werden, die sogar für heterodoxe Ökonomen wie mich unverzichtbar sind. Andererseits ist schon rein methodisch gesehen eine starke Verengung zu verzeichnen, indem man stark auf Modellierung pocht, das heißt mathematisch formulierbare Kausalzusammenhänge aufstellt, die dann empirisch belegt werden sollen.
Hinzu kommt, dass es praktisch seit Jahrzehnten überhaupt keine Berufungen an wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten deutscher Universitäten aus den Denkschulen des Postkeynesianismus, des Feminismus, der Historischen Schule, der Sozioökonomie, des Marxismus und des kritischen Altinstitutionalismus (Thorstein Veblen, der schon vor über 100 Jahren belegte, wie wichtig Institutionen für ökonomische Entwicklungen sind) kommt.
Selbst der typisch deutsche Ordoliberalismus (Eucken-Schule nach 1945), der sich einer konsequent dezentralen Wirtschaftsform verschrieb, hat keine Vertreter mehr. So dominiert in der Volkswirtschaftslehre ein internationaler Mainstream, der optimierte formale Modelle aufstellt, die viele Bereiche wirtschaftlicher Verhältnisse, wie eben Feminismus, historische Schule, ausschließt, genauso den Postkeynesianismus, der die Bedeutung von Nachfrage und Bedarf als mindestens genauso wichtig erachtet, wie gute Bedingungen für Unternehmen.

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#380 Herstellung von Stahl und Zement: Klimafreundliche Baustoffe könnten Millionen Tonnen CO₂ sparen

Herstellung von Stahl und Zement: Klimafreundliche Baustoffe könnten Millionen Tonnen CO₂ sparen (2021-09-24)

Eine Klimaschutz-Quote für Stahl und Kunststoff könnte so viel CO₂ einsparen wie der gesamte innerdeutsche Flugverkehr, zeigt eine Analyse. Selbst, wenn sie nur für staatliche Bauprojekte gelten würde.

Bauen und Klimaschutz vertragen sich bisher nicht sonderlich gut. Im Gegenteil: Die Baubranche ist eine der größten Treibhausgasschleudern weltweit. Laut einem Uno-Bericht liegt die Bau- und Gebäudewirtschaft beim Treibhausgasausstoß auf Rekordniveau. Der Sektor macht 38 Prozent der globalen CO₂-Emissionen aus. Das liegt beispielsweise auch an den großen Mengen Kohlendioxid, die bei der Betonherstellung entstehen – der Grundstoff Zement setzt mehr CO₂ frei als der gesamte globale Flugverkehr.

Beim Bauen von neuen Gebäuden besteht somit großes Potenzial zum Klimaschutz, zeigt auch eine neue Studie. Laut einer Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) könnten jährlich 1,9 Millionen Tonnen CO₂ allein bei der öffentlichen Vergabe von Aufträgen an die Bauwirtschaft eingespart werden. Der Staat ist einer der größten Bauherren in Deutschland. Die potenziellen CO2-Einsparungen entsprechen der Menge an Treibhausgasen, die der innerdeutsche Flugverkehr jedes Jahr verursacht, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet.

Die Berechnung des IW basiert darauf, dass bei den Bauvorhaben 30 Prozent klimaneutral hergestellter Stahl und Kunststoff verwendet werden. Stahl wird in Gebäuden beispielsweise als Trägermaterial eingesetzt und kommt auch in Beton als sogenannte Bewehrung zum Einsatz. Die Stahlindustrie ist die Branche mit dem größten CO₂-Ausstoß in der Industrie. Die Erzeugung und Verarbeitung des Materials macht laut Bundeswirtschaftsministerium etwa sechs Prozent aller deutschen Treibhausgas-Emissionen aus.

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