Frankreichs Machtverlust: Wie das russische Fernsehen über die Putsche in Afrika berichtet
2023-09-04
Die Putsche in Niger und Gabun sind auch in russischen Medien ein Thema, allerdings wird dort anders berichtet, als zum Beispiel in Deutschland.
In Russland legen die Medien viel mehr Wert darauf, ihren Zuschauern und Lesern geopolitische Zusammenhänge zu erklären, als es etwa deutsche Medien tun. Daher war der Bericht über die Putsche in Niger und Gabun, den das russische Fernsehen am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick gezeigt hat, auch ein Korrespondentenbericht aus Frankreich, denn die Putsche schwächen in erster Linie die Position Frankreichs in Afrika. Um zu zeigen, wie anders russische Medien ihre Schwerpunkte setzen, habe ich den russischen Bericht übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
In Afrika rutscht Frankreich der Boden unter den Füßen weg
Das afrikanische Gabun ist der zweite Staat des Schwarzen Kontinents, in dem in den letzten Tagen ein Staatsstreich stattgefunden hat. Das Militär stürzte den pro-französischen Präsidenten, kurz nachdem dieser für eine dritte Amtszeit gewählt worden war. Die Militärs stellten die Wahlergebnisse in Frage, nahmen die Macht selbst in die Hand und schlossen die Grenzen des Landes. Den Bildern aus der gabunischen Hauptstadt Libreville nach zu urteilen, sind die Menschen glücklich und freuen sich. Anders der französische Präsident Macron, für den die Reihe von Staatsstreichen in ehemaligen französischen Kolonien eine regelrechte Blamage ist.
Allein in den letzten drei Jahren gab es in Mali, Guinea, Sudan, Burkina Faso und Niger gewaltsame Machtwechsel. Und nun auch in Gabun. Obwohl, warum stört sich Frankreich an einem Staatsstreich? In der Ukraine hat 2014, wie Paris glaubt, die Macht auf demokratische Weise gewechselt. Warum regen sie sich über Niger und Gabun so auf?
Aus Frankreich berichtet unsere Korrespondentin.
Zwei äußerlich so ähnliche Staatsstreiche in der historischen Einflusszone Frankreichs in Afrika, die im Kern aber sehr unterschiedlich sind, zwingen Paris, zu improvisieren. Niger verpasst den Franzosen weiterhin Ohrfeigen. Der Putsch in Gabun ist unangenehm, aber noch nicht tödlich für die französische Präsenz. Der französische Verteidigungsminister Sebastien Lecornu verurteilt die Geschehnisse pro forma, macht den Putschisten aber klar, dass er mit ihnen auf einer Wellenlänge liegt: „Frankreich verurteilt alle Staatsstreiche. Wir können jedoch die Situation in Niger, wo illegitime Soldaten den rechtmäßig gewählten Präsidenten gestürzt haben, nicht mit der Situation in Gabun gleichsetzen, wo das Motiv der Militärs die Missachtung des Wahlrechts und der Verfassung ist. Denn in der Tat, und ich wäge meine Worte ab, gibt es Zweifel an der Integrität der Wahlen in dem Land“.
Weiterlesen ...