Kommerzielle Raumfahrt: Isar Aerospace Technologies

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Utopia
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#1 Kommerzielle Raumfahrt: Isar Aerospace Technologies

Die börsennotierte Porsche Automobil Holding SE investiert Millionen in das junge Münchner Raketenbauunternehmen Isar Aerospace Technologies. Das Start-up entwickelt derzeit die 27 Meter hohe „Spectrum“-Rakete. Sie soll im nächsten Jahr erstmals von einem Startplatz in Norwegen abheben.

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Die „Spectrum“-Rakete soll im kommenden Jahr erstmals von einem Startplatz in Norwegen abheben
(Quelle: Isaraerospace)

Wenn die Unternehmerfamilien Porsche und Piëch in alten Aufzeichnungen blättern, bei welchen technischen Entwicklungen sie beteiligt waren, entsteht eine lange Liste. Es sind nicht nur Sportwagen oder der VW-Käfer, sondern auch Militärfahrzeuge, vom Kübelwagen bis zum schweren Porsche-Panzer und derzeit Elektroautos. Jetzt wagt sich die Holding der Familien in das Zukunftsgeschäft Raketenbau.

Aus Sicht der Porsche Holding ist es ein bedeutender Schritt, weil bislang ihre Mehrheitsbeteiligung am großen Automobilhersteller Volkswagen das dominierende Investment ist. Daneben gibt es ein paar kleine Beteiligungen. Künftig sieht die Porsche Holding auch einen Zukunftsmarkt im Transport kleinerer und mittlerer Satelliten in den Weltraum und hat sich dabei für ein Investment bei Isar Aerospace entschieden. Dabei hätte es allein in Deutschland noch zwei Alternativen gegeben.

Das 2018 gegründete Münchner Unternehmen mit inzwischen 180 Beschäftigten gehört nämlich zu einer Gruppe von drei deutschen konkurrierenden Start-ups, die sogenannte Mikrolauncher entwickeln, also kleinere Raketen für einen kostengünstigen und schnellen Satellitentransport. Neben Isar Aerospace gehört auch Rocket Factory Augsburg sowie HyImpulse Technologies aus Baden-Württemberg zur Gruppe. Das Trio sammelt derzeit bei risikofreudigen Investoren Gelder zum Aufbau ihrer Aktivitäten ein.

Alle drei haben noch keine Rakete gestartet – das ist für 2022 geplant. Das Trio steckt jeder für sich in der Phase, wo die Triebwerke und die Raketen gebaut und getestet werden. Dabei geht es nicht nur um einen innerdeutschen Wettbewerb. Auch international gibt es immer mehr Akteure im Kleinraketengeschäft. So ging Anfang Juli das US-Kleinraketenunternehmen Astra Space an die US-Börse Nasdaq.

Porsche ist davon überzeugt, bei seinem Investment die richtige Wahl unter dem deutschen Trio getroffen zu haben. Porsche-Beteiligungsvorstand Lutz Meschke verweist darauf, dass der kostengünstige und flexible Zugang zum Weltall für Innovationen in vielen Industriebereichen sorgen wird. „Mit Isar Aerospace investieren wir in ein Unternehmen, das beste Voraussetzungen hat, sich als führender europäischer Hersteller von Trägerraketen zu etablieren“, erklärt Meschke. Die schnelle Entwicklung des Unternehmens sei beeindruckend.
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Für die Automobilindustrie gewinnt nämlich die Verbindung von Fahrzeugen zu Satelliten immer mehr an Bedeutung. Jedes Auto-Navigationsgerät beruht bereits auf Satellitendaten. Beim E-Autohersteller Tesla wird neue Software per Satellitenverbindung geladen.

Isar-Aerospace-Chef Metzler sieht die Automobilindustrie daher als einen der wahrscheinlichen Kunden, die seine Rakete nutzen wird. Die Branche habe die Relevanz der Raumfahrt als Infrastruktur erkannt. Dabei gehe es „um Themen wie autonomes Fahren, Car Entertainment oder auch die Verknüpfung der Fabriken. Da sind viele Anwendungen denkbar“, erklärt Metzler auf Anfrage. Wörtlich: „Ja, wir sind in Gesprächen mit Autokonzernen, die Interesse an Isar Aerospace haben – nicht nur in Europa.“

Europa baut ein eigenes Datenkommunikationsnetz im Weltall

Offensichtlich geht es aber um noch mehr, als nur eine Datenverbindung in den Weltraum über Satelliten, die schnell und kostengünstig gestartet werden können. Isar Aerospace spricht in einer Mitteilung offen davon, „im Schulterschluss mit etablierten und staatlichen Raumfahrtunternehmen dazu beizutragen, Europas technologische und politische Souveränität zu sichern“. Die Spectrum-Trägerrakete werde vollständig in Europa entwickelt, gebaut, finanziert und gestartet.

Isar Aerospace spielt mit diesen Hinweisen auf ein Projekt der EU-Kommission in Brüssel an, für Europa ein abhörsicheres eigenes Datenkommunikationsnetz im Weltall aufzubauen. Somit müsste die öffentliche Verwaltung, Wirtschaft und Verbraucher nicht auf Netze mit außereuropäischen Betreibern zugreifen. Dieses neue Breitbandnetz im All gilt als künftige dritte Säule der Weltraumaktivitäten der Europäer im All, nach dem eigenen Navigationssatellitennetz Galileo sowie der Satelliten des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus.

Um dieses neue geplante Satellitennetz der Europäer gibt es derzeit bereits ein Tauziehen, welche Unternehmen beteiligt werden und wie das Geschäftsmodell aussieht. Dabei taucht auch der Name Isar Aerospace auf.
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Die Porsche Holding wird gespannt verfolgen, wie sich ihr Investment entwickelt.

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MfG Utopia
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