Pandora Papers: Neues Steueroasen-Leak belastet Hunderte Politiker (2021-10-03)
Seit Jahren beteuern Politiker weltweit, Steueroasen bekämpfen zu wollen. Jetzt enthüllen die Pandora Papers heimliche Offshore-Geschäfte von mehr als 330 Politikern und Amtsträgern aus fast 100 Ländern – darunter 35 derzeitige und ehemalige Staats- und Regierungschefs.
Bei einem einzelnen Leck lässt sich der Schaden noch in Grenzen halten, wenn alles gutgeht. So ist es auf hoher See, und so ist es auch im Geschäft mit Briefkastenfirmen. Bei einer ganzen Reihe von verheerenden Lecks in der Steueroasen-Branche standen in den vergangenen Jahren jeweils vor allem einzelne Anwaltskanzleien im Fokus, deren geheime Daten über ihre reichen und mitunter kriminellen Kunden an die Öffentlichkeit gerieten. Wie 2016 die panamaische Kanzlei Mossack Fonseca im Zuge der Panama Papers, des bisher wohl folgenreichsten dieser Lecks, oder, wie der mittlerweile mit Duden-Eintrag geadelte Fachterminus lautet: Leaks. Mossack Fonseca war wenig später zwar erledigt, liquidiert, Geschichte. Damit war der Problemfall isoliert, das Leck dicht, die Branche aber überlebte. Das Geschäft mit dem schmutzigen Geld geht weiter.
Die Dokumente der Pandora Papers stammen nun aus sage und schreibe 14 Leaks, bei 14 verschiedenen Anbietern rund um die Welt, die ihren Kunden allesamt Heimlichkeit und Anonymität versprochen haben. Ihre Versprechen wurden gebrochen.
Das Leak
Die Pandora Papers bestehen aus 11,9 Millionen Dokumenten. Es handelt sich um interne Unterlagen von 14 Finanzdienstleistern.
Es dürfte der Branche schwerfallen, ein weiteres Mal all jene zu beruhigen, denen sie zu Diensten ist. Wenn es überhaupt gelingen kann. Dafür ist das Leck schlichtweg zu groß.
Dieses Leak – die Pandora Papers – mündete in ein weiteres internationales Recherche-Projekt, das wie schon die Panama Papers oder die Paradise Papers vom International Consortium for Investigative Journalists (ICIJ) in Washington koordiniert wurde. Mehr als 600 Journalistinnen und Journalisten haben in den vergangenen zwei Jahren das Leak durchpflügt, für 150 Medien weltweit, darunter die Washington Post, der Guardian, Le Monde oder die BBC. In Deutschland waren neben der SZ auch NDR und WDR an der Auswertung beteiligt.
Dieser Recherche-Verbund wird in den kommenden Tagen über ein breites Spektrum von Betrügern, Prominenten und Spekulanten berichten, besonders intensiv aber über 330 Politiker und Amtsträger aus fast 100 Ländern, darunter allein 35 derzeitige oder ehemalige Staats- und Regierungschefs.
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