Die Buschfeuer in Australien haben eine neue Stufe der Bedrohung erreicht. Im bevölkerungsreichsten Bundesstaat des fünften Kontinents, New South Wales, kämpfen so viele Menschen wie noch nie gegen die Flammen.
Die verheerenden Buschbrände im Osten Australiens wüten weiter – und werden von Extremhitze angefacht. Auch im Südosten brennt es, dort ist ein Todesopfer zu beklagen. Die Feuerwehr warnt vor ungewöhnlichen Wettereffekten.
Die anhaltende Rekordhitze hat die verheerenden Brände in Australien weiter verschärft. „Heute war ein schrecklicher Tag“, sagte der Feuerwehrchef des Bundesstaates New South Wales, Shane Fitzsimmons, am Samstagnachmittag (Ortszeit).
Die Einsatzkräfte könnten die zahlreichen Feuer erst unter Kontrolle bringen, wenn es endlich wieder „ordentlich“ regne, sagte Fitzsimmons weiter. Derweil lösten zwei Riesenfeuer ein seltenes Wetterphänomen aus.
Die Behörden warnen vor anhaltenden und sich ausbreitenden Bränden in New South Wales
(Quelle: NSW Rural Fire Service/via REUTERS; David Gray/Getty Images)
Die zwei riesigen Brände im Süden der Millionenstadt Sydney erzeugten laut Feuerwehr eigene Gewitter. Ein von einem Feuer generiertes Gewitter kann entstehen, wenn sich Rauchschwaden abkühlen und auf den Druck in der Erdatmosphäre treffen. Hierbei kann eine Wolke entstehen, die Blitze und starke Winde erzeugen kann.
Pferde in Bilpin, westlich von Sydney
(Quelle: dpa/Dan Himbrechts)
Etwa 3000 Feuerwehrleute bereiteten sich laut Feuerwehrsprecher Fitzsimmons in New South Wales auf eine Änderung der Windrichtung vor, die „gefährliche sowie schwierige, unbeständige Bedingungen“ mit sich bringen könnte. Fitzsimmons sagte: „Schlimmer könnten die katastrophalen Brandbedingungen nicht sein.“
Über Sydney liegt dichter Rauch
Im Staat New South Wales wurden Temperaturen von bis zu 47 Grad Celsius erwartet. Nördlich von Sydney wütete weiter ein besonders großes Feuer, das die Millionenstadt wie bereits in den vergangenen Wochen in Rauchschwaden hüllte.
Feuerwehrleute in Bargo in der Nähe von Sydney versuchen, gegen die Flammen anzukommen
(Quelle: Getty Images/David Gray)
Zahlreiche Ärzte warnten angesichts des gesundheitsgefährdenden Rauchs erneut vor einem „öffentlichen Gesundheitsnotstand“. Die Gesundheitsbehörden seien nicht auf die steigende Zahl der Notfälle – unter anderem wegen Atembeschwerden – vorbereitet, außerdem seien die gesundheitlichen Auswirkungen bislang noch nicht abzuschätzen, sagte Kim Loo von der Interessengruppe „Ärzte für die Umwelt“ der Nachrichtenagentur AFP.
„Fast die gesamte Bevölkerung von New South Wales ist dem Rauch dauerhaft ausgesetzt. Weil wir das noch nie zuvor erlebt haben, wissen wir noch nicht, welche Folgen dies möglicherweise haben könnte“, sagte Loo weiter.
Mit Löschhubschraubern wollen die Behörden die Brände eindämmen
(Quelle: Getty Images/David Gray)
In den vergangenen Tagen war in Australien ein Temperaturrekord auf den nächsten gefolgt: Nachdem am Dienstag auf dem Kontinent ein landesweiter Temperaturrekord von 40,9 Grad erreicht worden war, wurde dieser bereits am Mittwoch mit einem neuen Rekord von 41,9 Grad überschritten. In der Ortschaft Eucla im Westen des Landes kletterte das Thermometer am Donnerstag gar auf 49,8 Grad.
Buschbrände verletzen 23 Feuerwehrleute
Seit dem außergewöhnlich frühen Beginn der diesjährigen Buschbrandsaison im September brannten bereits mindestens drei Millionen Hektar Land nieder – das entspricht der Fläche Belgiens. Bislang kamen landesweit mindestens zehn Menschen infolge der Feuer ums Leben. Mehr als 800 Häuser wurden zerstört.
Buschbrände wüteten auch im Südosten im Bundesstaat South Australia. Behörden bestätigten einen Todesfall, der auf ein Feuer zurückgeführt wurde. Ein weiterer Mensch sei verletzt worden, als er sein Anwesen vor den Flammen zu retten versuchte. 23 Feuerwehrleute und einige Polizisten wurden ebenfalls verletzt.
Aus einem Flugzeug sind die großen Brände in Adelaide zu sehen
(Quelle: JACKIE WOOD via REUTERS)
Zudem seien am Freitag 15 Häuser durch einen Buschbrand in den Adelaide Hills zerstört worden, mehr als 40.000 Hektar Land wurden ein Raub der Flammen. Erhebliche Verluste habe es auch bei Nutzvieh, Tieren, Ernten und Weinbergen gegeben, sagte der Regierungschef von South Australia, Steven Marshall. Besonders betroffen sei die Gegend Adelaide Hills.
Klimawandel: Australiens Regierung in der Kritik
An Premierminister Scott Morrison regte sich Kritik, weil er in der Buschbrand-Krise mit seiner Familie auf Hawaii Urlaub machte. Nach dem Tod von zwei freiwilligen Feuerwehrmännern entschuldigte er sich bei der Bevölkerung und kündigte für Samstag seine vorzeitige Rückkehr nach Sydney an. Am Wochenende wollte er das Hauptquartier der beiden Feuerwehrmänner besuchen.
Die Buschbrände haben auch eine Debatte befeuert, ob Morrisons konservative Regierung genug gegen den Klimawandel unternehme. Australien ist der weltweit größte Exporteur von Kohle und verflüssigtem Erdgas.
Erst am Donnerstag kampierten Aktivisten vor Morrisons Residenz in Sydney, um dessen Regierung zu entschiedeneren Gegenmaßnahmen aufzufordern. Morrison wird von Kritikern als ein Klimawandel-Skeptiker betrachtet. Zu Monatsbeginn räumte er indes ein, dass der „Klimawandel zusammen mit vielen anderen Faktoren“ zu den Buschbränden beitrage.
Mindestens zwei Dutzend Feuerwehrleute wurden bereits verletzt, zwei freiwillige Feuerwehrmänner starben.
(AP/dpa/lep)