Energiequellen: Fossile Energie - Nord Stream Pipelines

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#1 Energiequellen: Fossile Energie - Nord Stream Pipelines

 ! Nachricht von: Deckard666
Dokumentationen, Vorträge, Artikel usw. zum Thema Energiequellen: Fossile Energie - Nord Stream Pipelines.

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Die Nord Stream (Russisch: Северный поток), ehemals North European Gas Pipeline, NEGP, auch Ostsee-Pipeline, ist ein System von Unterwasser-Gasleitungen, die von Russland nach Deutschland verlaufen. Die ersten beiden Stränge der Pipeline (Nord Stream 1) wurden im November 2011 eingeweiht und verlaufen von Wyborg nach Lubmin bei Greifswald.

Das zeitlich darauf folgende, ähnliche Projekt Nord Stream 2 besteht ebenfalls aus zwei Röhren und läuft geografisch etwa parallel. Die Verlegearbeiten des ersten Stranges wurden am 4. Juni 2021 abgeschlossen. Sowohl die beiden Nord-Stream-1-Stränge zusammengenommen als auch die beiden Nord-Stream-2-Rohre haben nach Angaben von Gazprom jeweils eine nominelle Transportkapazität von 55 Mrd. Nm³ pro Jahr entsprechend etwa 550 TWh/a oder 63 GW Heizwert Dauerleistung.

Eigentümer und Betreiber der Nord Stream 1 ist die Nord Stream AG, deren Anteile von Gazprom (51 %), Wintershall, E.ON, Gasunie und Engie gehalten werden. Eigentümer der Nord Stream 2 ist die Nord Stream 2 AG, die vollständig zum mehrheitlich staatlichen russischen Gazprom-Konzern gehört.

Weitere Informationen: Wikipedia - Nord Stream


Das russische Spezialschiff „Akademik Tscherski“ – bestimmt zum Verlegen von Rohrleitungen auf dem Meeresgrund – fährt in Richtung Europa. Seit 56 Tagen schon ist es unterwegs, mit mehreren Zwischenstopps und Kurswechseln. Was steckt hinter diesem Zickzack?

Nur ein kleiner Abschnitt fehlt, um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 fertigzustellen, und das russische Verlegeschiff „Akademik Tscherski“ kann dazu maßgeblich beitragen. Am 10. Februar hat der Rohverleger den fernöstlichen Hafen Nachodka verlassen, ist also seit 56 Tagen unterwegs – und wechselt dabei ständig den Kurs. Jetzt steuert das russische Spezialschiff den Hafen Las Palmas auf den Kanarischen Inseln an, wo es voraussichtlich am 18. April eintreffen wird.

Was soll diese ziemlich seltsame Route? Wirtschafts- und Politikexperte Andrej Susdalzew sagt im Sputnik-Gespräch, die Route ergebe Sinn: „An Bord des Rohrverlegers finden Arbeiten statt, um das Schiff dafür zu rüsten, die Gaspipeline Nord Stream 2 zügig fertigzustellen.“
An der Stelle, wo der Bau der Ostsee-Pipeline aufgrund von US-Sanktionen unterbrochen werden musste, würden bestimmte Arbeiten weitergehen, sagt der Analyst. „Man verliert keine Zeit.“ Aber das Schiff – „Akademik Tscherski“ – müsse eben erst umgerüstet werden.

„Es ist offensichtlich, dass das Spezialschiff auf seiner Route spezielle Ausrüstung bekommt. Das sagen auch die USA. Mit der Zeit kommen noch Fachleute dazu“, erklärt der Wirtschaftsexperte. „Russlands Führung und das Gazprom-Management haben ein klares Ziel und einen durchdachten Plan, um schnellstmöglich – innerhalb weniger Wochen – den Bau abzuschließen.“ Was wir sehen, ist laut dem Beobachter eine „Spezoperazija“, ein stiller Sondereinsatz.

Nord Stream 2 ist eine von Russland über die Ostsee nach Deutschland führende Gaspipeline mit einer geplanten Kapazität von 55 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr. Die USA, die Ukraine und einige europäische Länder setzen sich vehement gegen die Fertigstellung dieser Gasleitung ein. Die US-Regierung hat im Dezember letzten Jahres Sanktionen gegen das Vorhaben verhängt, um die da noch laufende Rohrverlegung abzubrechen. Die am Bau von Nord Stream 2 beteiligte Schweizer Spezialfirma Allseas zog daraufhin ihr Rohrverlegeschiff ab. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte, die Fertigstellung der Pipeline sei auch ohne die Mitwirkung ausländischer Partner möglich.



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#2 USA bereiten Nordstream-2-Sanktionen vor

Republikaner und Demokraten sind sich in den USA nur noch selten einig. Die deutsch-russische Gaspipeline Nordstream 2 lehnen aber beide Seiten genauso wie US-Präsident Trump ab. Unternehmen und Schiffe, die am Bau beteiligt sind, sollen nun bestraft werden.

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Ein Schiff von Allseas verlegt im November 2018 vor Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2.
(Foto: picture alliance/dpa)

Die USA bereiten Sanktionen gegen die Gaspipeline Nordstream 2 vor. Zwei Senatoren würden kommende Woche Strafmaßnahmen gegen den Bau der Gaspipeline in der Ostsee zwischen Russland und Deutschland einbringen, sagte eine anonyme Quelle, die mit dem Vorgang vertraut ist, der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach dürfe kein Schiff, das am Bau beteiligt ist, die USA anlaufen. Vermögenswerte in den USA von Beteiligten sollten eingefroren werden.

Sowohl Republikaner als auch oppositionelle Demokraten lehnen Nordstream 2 ab. US-Präsident Donald Trump hat das Projekt ebenfalls mehrfach kritisiert. Die Bundesregierung hatte Sanktionen als schweren Eingriff in innere Angelegenheiten verurteilt.

Vergangenes Jahr hatte sich die niederländisch-schweizer Firma Allseas wegen des US-Drucks vom Bau zurückgezogen. Seitdem stellt ein russischer Pipeline-Verleger die fehlenden 160 Kilometer fertig. Nord Stream 2 ist die zweite Ostsee-Pipeline zwischen Russland und Deutschland. Die Trump-Regierung begründet die Ablehnung mit der Furcht, dass Europäer sich von russischen Lieferungen abhängig machen würden. Zugleich wollen die USA eigenes Erdgas nach Europa verkaufen.

Hinter dem Pipeline-Projekt steht der russische Staatskonzern Gazprom, der die Hälfte der geplanten Gesamtkosten von 9,5 Milliarden Euro stemmen soll. Die andere Hälfte finanzieren fünf europäische Energieunternehmen, wie Wintershall Dea, OMV sowie Uniper, Royal Dutch Shell und Engie.

(Quelle: ntv.de, chr/rts)



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#3 NORD STREAM 2: Ein Schiff vor Rügen schürt Amerikas Wut auf das abtrünnige Europa

Republikaner, sogar die Demokraten und Donald Trump sowieso – alle machen jetzt gegen den finalen Ausbau der Ostseepipeline von Russland nach Deutschland mobil. Offiziell sorgt man sich um Europas Abhängigkeit. In Wahrheit steckt wohl ein anderes Ziel dahinter.

Die „Akademik Tscherski“ hat eine lange Reise hinter sich: Sie lief im Februar aus dem Hafen von Nachodka im Osten Russlands aus, fuhr dann um die Südspitze Afrikas herum und machte in diesem Monat auf Rügen fest, im Hafen von Sassnitz. Dort bereitet die Mannschaft eine Mission vor, die weltpolitische Bedeutung hat. Ihr Schiff soll auf dem Grund der Ostsee den letzten Teil der Pipeline Nord Stream 2 verlegen, durch die Russland Erdgas nach Deutschland strömen lassen will – ein Projekt, das Amerika zu stoppen versucht.

Mehrere Senatoren, angeführt von dem Republikaner Ted Cruz, fordern weitere Sanktionen gegen Nord Stream 2. Vor einem halben Jahr kündigte die US-Regierung schon an, alle Firmen zu bestrafen, die an der Leitung bauen. Die schweizerische Reederei Allseas, bis dahin im Auftrag der Russen tätig, zog ihr Spezialschiff aus der Ostsee ab – was Moskau zwang, die „Akademik Tscherski“ um die halbe Welt zu schicken.

Die nun geplanten US-Sanktionen richten sich auch gegen Unternehmen, die Schiffe für unterstützende Arbeiten stellen, etwa zum Ausheben von Gräben für die Pipeline. Sogar Firmen, die solche Schiffe nur versichern, drohen Strafen. Der Streit um Nord Stream 2 spitzt sich damit zu. Mit der Leitung, argumentiert die US-Politik, mache sich Berlin erpressbar. Deutschland drohe „Moskaus Geisel“ zu werden.

Die USA schlagen eine Alternative vor: Erdgas aus Texas, Alabama oder Oklahoma statt aus Sibirien. Man wolle, wirbt das Energieministerium, „Moleküle der Freiheit“ über den Atlantik schicken. Von „Freedom Gas“ ist die Rede. Die Senatoren um Ted Cruz betonen, Europas Energiesicherheit stehe auf dem Spiel.

Und ihr Vorstoß dürfte Erfolg haben, denn auch die Demokraten wollen Nord Stream 2 verhindern – und Präsident Donald Trump sowieso. Aber sorgen sich die US-Politiker wirklich allein um die Unabhängigkeit der Deutschen? Oder wollen sie ihnen, wie manche Experten glauben, bloß mehr amerikanisches Gas verkaufen?

Europa soll seinen Energiebedarf endlich mit US-Gas decken

„Trump hat wohl einen Hintergedanken“, sagt Giovanna De Maio von der Washingtoner Denkfabrik Brookings. Es gehe dem Präsidenten nicht allein darum, die Nato-Verbündeten vor den Launen Wladimir Putins zu schützen. „Er möchte die europäischen Länder auch dazu bewegen“, meint De Maio, „ihren Energiebedarf mit Gas aus den USA zu decken.“ Wenn das stimmt, dann vertraut Amerika hier nicht den Kräften des Marktes – sondern will mit Drohungen nachhelfen.

Auch Ted Cruz, der Mann hinter den neuen Sanktionen, dürfte sich nicht zuerst um Deutschland sorgen. Wahrscheinlicher ist, dass der Senator die Wirtschaft seines Bundesstaates Texas im Sinn hat. Dort, im Permian-Becken, wurde im vergangenen Jahr neues Gas entdeckt. Und dafür müssen nun Käufer gefunden werden. Die Region ist inzwischen zum zweitgrößten Gasproduzenten der USA aufgestiegen, nach dem riesigen Appalachen-Becken, das sich von New York bis Alabama erstreckt.

Trump und Cruz, in den Vorwahlen von 2016 noch Gegner, vereint nun der Kampf gegen Nord Stream 2. Amerika, so lautet ihr Plan, soll zur Gasweltmacht aufsteigen. Bisher ist Australien der größte Exporteur. Das Land verschiffte im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge 77,5 Millionen Tonnen. Auf Platz zwei liegt mit 75 Millionen Tonnen Katar. Amerika folgt erst auf Platz drei. Die US-Förderer verkauften 34 Millionen Tonnen Gas, also nicht einmal halb so viel wie die Topproduzenten.

Das will Trump ändern. Er versucht, Amerikas Gasindustrie wettbewerbsfähiger zu machen. Der Präsident lockerte zum Beispiel Umweltauflagen und beschleunigte Genehmigungsprozesse, damit schneller neue Bohrtürme errichtet werden können. Die Branche ist ihm wichtig. Denn in diesem Jahr wird in Amerika gewählt – und die Gasfirmen und ihre Arbeiter zählen zu Trumps wichtigsten Unterstützern.

Volle Gas-Lager halten den Preis unten

Trumps Plan scheint zu funktionieren. 2018 stieg die US-Gasproduktion um 13 Prozent, 2019 um elf Prozent. Aber die Firmen förderten zu viel. Das Angebot übertrifft nun die Nachfrage, die Preise sind deshalb niedrig. 28 Kubikmeter Gas oder eine Million BTU – in dieser Einheit wird der Rohstoff gehandelt – kosten seit Jahresbeginn weniger als zwei Dollar. Schuld ist auch das Coronavirus, das die halbe Weltwirtschaft zum Stillstand brachte. Aber anders als der Ölpreis, der mit dem Beginn der Pandemie ebenfalls einbrach, hat sich der Gaspreis bisher nicht erholt.

Amerikas Tanks füllen sich. Anfang Juni befand sich ein Drittel mehr Gas in den Lagern als ein Jahr zuvor, wie Daten der US-Behörden zeigen. Das Land muss dringend neue Abnehmer finden – und hofft auf Europa. Aber dort hat Gazprom das Sagen. Russlands staatlicher Energiegigant und Eigentümer von Nord Stream 2 deckt 40 Prozent des Bedarfs ab. Die USA liefern weniger als 15 Prozent.

Die Russen sind im Vorteil, sie können ihre Moleküle durch Pipelines pumpen, die Amerikaner müssen sie mit Tankern über den Atlantik fahren. Das ist aufwendig und teuer. Das Gas muss in den US-Häfen stark heruntergekühlt werden, auf minus 162 Grad Celsius, damit es sich verflüssigt. Erst dann kann man es sicher transportieren. Liquefied Natural Gas heißt das Produkt, kurz LNG.

Von der Öffentlichkeit oft unbemerkt sind diese drei Buchstaben zu einem zentralen Thema der Ära Trump geworden. Amerikas Präsidenten setzten sich schon immer für die Produkte ihres Landes ein. Einige förderten den Verkauf von Boeings, andere den von Sojabohnen. Aber die Vehemenz, mit der Trump für LNG kämpft, ist ungewöhnlich.

Und plötzlich taucht ein Fonds namens STIF auf

Dennoch wird er Nord Stream 2 kaum noch stoppen können. Russland steht kurz vor dem Ziel, 2300 von 2460 Kilometer Pipeline sind fertig. Die „Akademik Tscherski“ muss also gerade einmal 160 Kilometer verlegen. Und das Schiff dürfte bald auslaufen, trotz der geplanten neuen Sanktionen. Denn Russland hat offenbar einen Weg gefunden, sie zu umgehen.

Bis vor Kurzem gehörte die „Akademik Tscherski“ Gazprom – ein Risiko für den Konzern, denn so könnte er von den US-Strafen getroffen werden. Aber dann übernahm ein dubioser, nur in Russland aktiver Fonds namens STIF den Kahn. Gazprom hat dort wohl die Kontrolle, vermuten Experten, aber für die amerikanischen Behörden wird das kaum zu beweisen sein.

Wenn das stimmt, dann könnte Gazprom die Leitung zu Ende bauen, ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Nur eines scheint das Unternehmen jetzt noch bremsen zu können. Und das hat wenig mit Weltpolitik zu tun. Im Juli und August wird die „Akademik Tscherski“ wohl noch im Hafen von Rügen bleiben müssen – zu dieser Zeit sind Arbeiten in der Ostsee weitgehend verboten, weil der Kabeljau laicht.



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#4 NORD STREAM 2 - Der drohende Showdown in der Ostsee

Die Ostseepipeline Nord Stream 2 steht kurz vor der Fertigstellung. Auf den letzten Metern erschweren weitere US-Sanktionen die Arbeit der beteiligten Unternehmen.

US-Außenminister Pompeo ist auf heikler Mission in Dänemark: Die USA wollen die Pipeline Nord Stream 2 um jeden Preis verhindern, die auch durch dänische Gewässer verläuft. Berlin und Moskau aber halten an ihr fest. Vor der deutschen Küste beginnt ein riskantes Schachspiel.

Wenn der amerikanische Außenminister Mike Pompeo am Mittwoch in Kopenhagen eintrifft, um die dänische Premierministerin Mette Frederiksen und seinen Amtskollegen Jeppe Kofod zu treffen, ist die Liste der zu besprechenden Probleme lang:
In den bilateralen Gesprächen wird es um die Corona-Pandemie gehen, um China und Hongkong, um die Arktis. Kofod beeilte sich, bereits im Vorfeld herauszustellen, dass die USA ein enger Freund Dänemarks seien, gar der engste Verbündete.

Dieses Verhältnis muss sich während des Treffens noch bestätigen. Denn die von Kofod beschworene Harmonie hat einen Haken:
Pompeos verhasste Pipeline Nord Stream 2 passiert dänische Gewässer – und die Energieagentur des Landes gab vor zwei Wochen grünes Licht für den Weiterbau. Dieses hochumstrittene Thema wird man in Kopenhagen nicht übergehen können.

Seit Monaten drohen die Amerikaner, die Fertigstellung der von Russland und europäischen Energieunternehmen wie Shell, Uniper, OMV und der deutschen Wintershall finanzierten Gaspipeline zu verhindern. Aus der Sicht Pompeos handelt es sich bei Nord Stream 1 und 2 nicht um ein kommerzielles Energieprojekt, sondern um „Schlüsselwerkzeuge des Kremls, um Europas schlimme Abhängigkeit von russischen Energieexporten auszunutzen“.

Nord Stream 2 unterminiere die transatlantische Sicherheit, kritisieren die USA – im Bundeskanzleramt und beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht man das hingegen anders. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte Anfang Juli, es sei „richtig“, das Projekt fertigzustellen.

Der Showdown in der Ostsee rückt näher. Schon jetzt sind gegen den Weiterbau extraterritoriale US-Sanktionen in Kraft, die Ende des vergangenen Jahres zum Abzug der mit dem Bau betrauten Verlegeschiffe der Schweizer Allseas Group führten – gerade einmal 120 Kilometer vor dem deutschen Festland. Vor einer Woche drohte Washington mit neuen Sanktionen gegen Unternehmen, die Russland „helfen“, die Pipeline fertigzustellen – eine Warnung, die nicht wie bislang allein Baufirmen, sondern explizit den Investoren gilt.

BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang forderte „deutliche diplomatische Reaktionen“ auf Pompeos Drohungen und nannte die extraterritorialen Sanktionen völkerrechtswidrig. In einer Erklärung von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hieß es dazu: „Die europäische Energiepolitik wird in Europa gemacht und nicht in Washington.“ Extraterritoriale Sanktionen lehne Berlin klar ab.

Für die Russen sind die amerikanischen Sanktionen ohnehin „illegal“ und „reiner Protektionismus“, wie der russische Energieminister Alexander Nowak zuletzt im Interview mit dem „Handelsblatt“ sagte.
Die USA wollten den Europäern ihr Flüssiggas aufnötigen. Der russische Exportmonopolist Gazprom will die Pipeline trotz der US-Drohungen demnächst fertigstellen, wie von Russlands Präsident Wladimir Putin während des Besuchs der Bundeskanzlerin in Moskau im Januar angekündigt.

Noch aber ist es still am Boden der Ostsee nahe der dänischen Insel Bornholm. Im Juli und August laicht in diesen Gewässern der Kabeljau, alle Arbeiten sind aus Umweltschutzgründen verboten. Doch voraussichtlich im September dürften die Russen mit den Arbeiten beginnen, denn technische Hürden scheint es dafür nicht mehr zu geben. Dabei geht Gazprom gewieft vor – seit mehr als zwei Monaten liegt vor der Insel Rügen die „Akademik Tscherski“ vor Anker.

Auf umständlichem Kurs kam das Schiff aus dem russischen Pazifikhafen Nachodka in der Ostsee an. Die „Tscherski“, Russlands modernstes Verlegeschiff, wechselte häufig ihren Zielhafen und umrundete Afrika, um eine mögliche durch Sanktionen bedingte Sperre des Suezkanals zu umgehen.

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Plattform am Pipeline-Verlegeschiff Castoro 10 vor der Südostspitze der Insel Rügen
(Quelle: picture alliance/dpa)

Wie kürzlich bekannt wurde, scheute Gazprom nicht die Mühe, das Schiff einer obskuren russischen Investmentgesellschaft zu übergeben, die zumindest auf dem Papier nichts mit dem Staatsunternehmen zu tun hat – um es so aus der Schusslinie der Sanktionen zu bringen.

Alle Aufmerksamkeit der Amerikaner galt dem verflixten Schiff, doch dabei könnte es sich um eine Vernebelungstaktik der Russen gehandelt haben. Schon früh wurden Stimmen laut, dass das Schiff ohne Umrüstung ohnehin nicht mit den für Nord Stream 2 bestimmten Gasrohren arbeiten kann. Zu den Details des Weiterbaus schwiegen sowohl die im Schweizer Kanton Zug ansässige Nord Stream AG als auch Gazprom.
Ob das Schiff bereits umgerüstet wurde, ist bislang nicht bekannt.

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(Quelle: Infografik Die Welt)

Im neuen Zulassungsdokument der dänischen Energieagentur heißt es allerdings, die Nord Stream AG dürfe bei den ausstehenden Baumaßnahmen auch Schiffe mit Ankern nutzen. Im fehlenden Abschnitt gebe es keine Gefahr mehr durch Weltkriegsmunition auf dem Meeresboden. Das heißt, ein aufwendiges modernes Dynamic-Positioning-System, welches das Schiff ohne Anker fixiert, wird eigentlich nicht benötigt.

Im Klartext heißt das: Die Russen hätten jetzt zwei Optionen. Sollte die Aufrüstung der modernen „Tscherski“, die über ein Dynamic-Positioning-System verfügt, wegen Sanktionsrisiken scheitern, kann Gazprom auf das konventionelle Verlegeschiff „Fortuna“ zurückgreifen, das an der Baustelle vor Anker geht. Seit Monaten steht es in der Ostsee bereit.

Gegenwärtig liegt die „Fortuna“ im Hafen von Rostock, befand sich zwischenzeitlich laut Schiffsdatenbanken auch in dänischen Gewässern. Im Idealfall kann Gazprom gleich zwei Schiffe nutzen, um den fehlenden Abschnitt zu bauen. Dann könnte die Pipeline umso schneller fertig werden, vielleicht wie von Putin versprochen bis Ende dieses Jahres. Das dürfte Mike Pompeo nicht gefallen.



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#5 US-Sanktionen gegen Nord Stream 2?

USA drohen Hafen auf Rügen mit „Zerstörung“
Die Arbeit an Nord Stream 2 könnte eine „wirtschaftliche Zerstörung“ zur Folge haben. Berlin und Mecklenburg-Vorpommern reagieren empört


Eine neue Eskalation im deutsch-amerikanischen Streit um die Gaspipeline Nord Stream 2 wird zur Belastung für die transatlantischen Beziehungen. Drei US-Senatoren wollen den Fährhafen Sassnitz auf Rügen zwingen, die Arbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 2 umgehend einzustellen – und drohen andernfalls mit umfassenden Sanktionen.

In einem Brief vom 5. August, über den als erstes das „Handelsblatt“ berichtet hatte, drohen Ted Cruz, Tom Cotton und Ron Johnson mit empfindlichen Konsequenzen für den Fall, dass das Unternehmen, das den Mukran Port auf Rügen betreibt, die logistische Unterstützung für Nord Stream 2 nicht umgehend einstellt.

„Wenn Sie weiterhin Waren, Dienstleistungen und Unterstützung für das Nord-Stream-2-Projekt bereitstellen, würden Sie das zukünftige finanzielle Überleben Ihres Unternehmens zerstören“, heißt es in dem drei Seiten umfassenden Schreiben.

Niels Annen, Staatsminister im Auswärtigen Amt, erklärte gegenüber dem Tagesspiegel: „Mit ihrer Politik der extraterritorialen Sanktionen greift die USA in unsere nationale Souveränität und die unserer europäischen Partner ein. Wir haben gegenüber unseren amerikanischen Partner deutlich gemacht, dass wir uns gegen die Ausübung von Druck auf europäische Unternehmen verwehren. Deswegen sind Tonfall und Inhalt der Drohbriefe, die von amerikanischen Senatoren verschickt worden, völlig unangebracht. Unser Ziel ist es die europäische Souveränität zu stärken. Denn Europa darf sich nicht erpressbar machen.“

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wies die Drohungen ebenfalls scharf zurück: „Diese Drohungen sind absolut inakzeptabel. Deutschland kann selbst entscheiden, woher und auf welchem Weg es seine Energie bezieht“, sagte sie dem Tagesspiegel.

Gazprom reagiert kühl
„Mecklenburg-Vorpommern hält am Bau der Pipeline fest. Ich erwarte auch von der Bundesregierung, dass sie diesen Erpressungsversuchen entschieden entgegentritt.“ Das Unternehmen Nord Stream 2, das dem russischen Gazprom-Konzern gehört, erklärte auf Tagesspiegel-Anfrage, man habe den Brief zur Kenntnis genommen.

Auch Energieunternehmen aus Österreich, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden hätten viel Geld in das Projekt investiert. „US-Sanktionen, sofern sie verhängt würden, könnten über 120 Unternehmen aus mehr als zwölf europäischen Ländern direkt treffen. Sie würden Investitionen zur Fertigstellung der Pipeline in Höhe von rund 700 Millionen Euro verhindern“, erklärte ein Sprecher.

Der Mukran Port dient als logistische Basis für die Fertigstellung der Pipeline. Sie umfasst zwei Stränge von jeweils 1220 Kilometer Länge, 160 Kilometer sind noch nicht fertiggestellt. Der größte Teil davon befindet sich in dänischen Hoheitsgewässern, ein kleinerer Teil in deutschen.

Die Senatoren werfen der Fährhafen Sassnitz GmbH vor, dass sie „wissentlich bedeutende Güter, Dienstleistungen und sonstige Unterstützung für das Nord- Stream-2-Projekt gewährt“. So lagerten im Hafen Rohre für die Pipeline, außerdem versorge der Hafen zwei russische Schiffe mit Proviant.

Das Schreiben diene als formeller rechtlicher Hinweis, dass mit der Unterstützung des Projektes das Risiko einhergehe, den Hafen selbst sowie seine Geschäftsführer, Anteilseigner und Mitarbeiter rechtlichen und wirtschaftlichen Sanktionen auszusetzen, erläutern die Senatoren.

USA vertreten damit eigene wirtschaftliche Interessen
Die Sanktionen würden dazu führen, dass der Hafen und die betroffenen Personen wirtschaftlich und finanziell von den USA abgeschnitten würden. Die Fährhafen Sassnitz GmbH gehört zu 90 Prozent der Stadt und zu zehn Prozent dem Land Mecklenburg-Vorpommern.

Die USA warnen vor einer wachsenden Abhängigkeit Deutschlands und Europas von russischen Gaslieferungen. Zugleich suchen sie nach Möglichkeiten, den Europäern verflüssigtes Erdgas aus den USA zu verkaufen – letztlich geht es auch um ökonomische Interessen.

Schon in den Monaten zuvor hatten die USA Schritt für Schritt den Druck auf das Nord-Stream-2-Projekt gesteigert.



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#6 Streit um Nord Stream 2: Aus Trumps Sicht finanziert Deutschland den Erzfeind Russland

Der Bau der wichtigsten Energiebrücke zwischen Ost- und Westeuropa namens Nord Stream 2 entwickelt sich zu einer handfesten politischen Kontroverse. Höchste Zeit also, in aufklärerischer Absicht einen Blick auf die fünf wichtigsten Fragen dieses Großkonflikts zu werfen.
(Gastautor Gabor Steingart)

1. Was genau verbirgt sich hinter dem Namen „Nord Stream“?
Nord Stream ist ein weitverzweigtes Rohrsystem, zu dem die Nord Stream 1 sowie die im Bau befindliche Nord Stream 2 gehören. Die Nord Stream 1 verläuft durch die Ostsee und transportiert Gas von Russland nach Deutschland. Das System hat seine Kapazitätsgrenzen mittlerweile erreicht.

Die Nord Stream 2, deren Rohre einen Durchmesser von 3,1 Meter haben und nahezu komplett parallel zur Nord Stream 1 verlaufen, soll den Mehrbedarf an Gas decken. Derzeit fehlt allerdings noch ein ca. 160 Kilometer langes Teilstück, von dem 120 Kilometer in dänischen und mehr als 30 Kilometer in deutschen Gewässern unweit der dänischen Insel Bornholm verlaufen. Weil die USA mit Sanktionen drohen, liegen die Bauarbeiten seit sieben Monaten still.

2. Warum pocht Deutschland auf den Bau der Nord Stream 2?
23,4 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie wird durch Gasverbrennung erzeugt. Aus Russland kommen 40 Prozent davon, fast genauso viel aus Norwegen.

Durch den Atomausstieg und den mittlerweile auch geplanten Ausstieg aus der Kohle braucht Deutschland einen stabilen und schwankungsfreien Energie-Ersatz. Sonne und Wind können diesen nicht bieten, Russland rettet daher die deutsche Energiewende.

3. Wieso will die US-amerikanische Regierung den Bau von Nord Stream 2 verhindern?
Durch die Nord Stream 2, so sehen es die US-Amerikaner, wird Deutschland sowohl politisch als auch wirtschaftlich abhängig von Russland. Im Streitfall könnte Russland damit drohen, den Gashahn zuzudrehen und damit die Energieversorgung Deutschlands gefährden.

Hinzu kommt: Russland erwirtschaftet durch den Verkauf des Gases jede Menge Geld, das es für Verteidigung ausgeben kann. Deutschland gibt also in den Augen der Amerikaner nicht nur zu wenig für die Nato aus, sondern finanziert auch noch den Erzfeind Russland.

4. Warum reichen die Widerstände bis in die amerikanische Unternehmerschaft?
Die Amerikaner würden die deutsche Energielücke gerne mit einem eigenen Alternativprodukt füllen, das zwar nicht aus der Erde schießt, aber durch das Fracking-Verfahren aus Schiefergas gewonnen wird. Mithilfe der Fracking-Technologie haben sich die USA innerhalb weniger Jahre zum größten Erdgasproduzenten der Welt entwickelt. Russland ist ein strategischer Rivale.

Einer der schillerndsten Öllobbyisten ist Ted Cruz, der als Senator von Texas den Kampf gegen Nord Stream 2 im US-Senat führt. Im Jahr 2015 erhielt Cruz 25 Millionen US-Dollar an Spenden von Unternehmen der Fossil-Energiebranche, die ca. 57 Prozent seines Wahlkampfbudgets ausmachten.

5. Wie könnte der Streit um Nord Stream 2 ausgehen?
Amerika spielt hart. Der Energiekonzern Uniper schließt ein Scheitern der Pipeline nicht mehr aus. Durch die Sanktionsandrohungen habe „sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es zu Verzögerungen im Bau der Gasleitung oder überhaupt nicht zu einer Fertigstellung kommt“, schreibt Uniper in einem Zwischenbericht für das erste Halbjahr 2020.

Die von Amerika nach wie vor abhängige Exportnation Deutschland – ökonomisch abhängig, militärisch abhängig und politisch letztlich auch – braucht einen Plan B. Auch ein demokratischer Präsident im Weißen Haus wird die deutsche Energiepolitik nicht retten. Charles de Gaulle wusste warum:

"Staaten haben keine Freunde, nur Interessen."



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#7 Schröder kritisiert Debatte um Stopp von Nord Stream 2 wegen Nawalny-Vergiftung

Altkanzler Gerhard Schröder hat die Diskussion über einen Stopp des Pipeline-Projekts Nord Stream 2 wegen der Vergiftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny kritisiert.

"Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", sagte der heutige Verwaltungsratschef der Pipeline-Gesellschaft Nord Stream 2 in einer neuen Folge seines Podcasts "Gerhard Schröder - Die Agenda".

Er betonte, dass zehn Milliarden Euro Investitionen in den Sand gesetzt würden, sollte die fast fertige Gasleitung zwischen Russland und Deutschland durch die Ostsee nicht zu Ende gebaut werden. Außerdem wies er darauf hin, dass die Verantwortung für die Vergiftung Nawalnys mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok noch nicht geklärt sei. "Was gegenwärtig gemacht wird, sind ja wesentlich Spekulationen, weil (...) gesicherte Fakten gibt es ja nicht."

Schröder hat Posten bei Nord Stream 2
Schröder hat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin während seiner Zeit als Kanzler eng zusammengearbeitet und ist bis heute gut mit ihm befreundet. Der frühere SPD-Chef hat nach dem Ende seiner politischen Laufbahn mehrere Führungsaufgaben in der russischen Energiewirtschaft übernommen. Neben seinem Posten bei Nord Stream 2 ist er Aufsichtsratsvorsitzender des staatlichen russischen Energiekonzerns Rosneft sowie Aufsichtsratschef der bereits bestehenden Ostsee-Pipeline Nord Stream.

Nachdem die Vergiftung des Oppositionspolitikers Nawalny von einem Speziallabor der Bundeswehr nachgewiesen worden war, hatten unter anderen die Kandidaten für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz und Norbert Röttgen, einen Baustopp oder gar einen Abbruch des Pipeline-Projekts ins Gespräch gebracht. Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) haben sich inzwischen aber dagegen ausgesprochen. Schröder begrüßte das: "Ich hoffe, die Bundesregierung bleibt bei dieser Position, denn sie ist im Interesse Deutschlands."

Schröder bezeichnet Kritik an seiner Tätigkeit für russische Energiekonzerne als "Geschwätz"
Schröder bezeichnete die deutsche Forderung an Russland, den Fall aufzuklären, zwar als berechtigt. Er forderte die Bundesregierung aber auch auf, den russischen Behörden auf dem Weg der Rechtshilfe Informationen zur Verfügung zu stellen. "Das ist ein ganz normaler Vorgang, über den wir uns gar nicht lange unterhalten müssen", sagte er. Russland hat inzwischen drei Rechtshilfeersuchen an Deutschland gestellt.

Die Kritik in Deutschland an seiner Tätigkeit für russische Energiekonzerne bezeichnete Schröder als "Geschwätz", dass vor allem von den Grünen aufgebracht werde und ihn nicht interessiere. Die Energiepartnerschaft mit Russland sei vor allem im deutschen Interesse. "Wir müssen ja unsere Energieversorgung sicherstellen. Und ich sehe nicht, wie wir das zu vernünftigen Preisen ohne Russland hinkriegen sollen."

US-Präsident Donald Trump kritisiert Nord Stream 2 seit Jahren und wirft Deutschland vor, es lasse sich militärisch vor Russland schützen, verschaffe Moskau aber gleichzeitig hohe Einnahmen aus Gasexporten. Kritiker werfen ihm vor, die Pipeline nur verhindern zu wollen, um mehr amerikanisches Flüssiggas in Europa verkaufen zu können.
(ter/dpa)



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#8 „Eingriff ins Völkerrecht“: Deutsche Wirtschaft kritisiert US-Strafen wegen Nord Stream 2

Oliver Hermes, Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, hat den Sanktionsdruck der US-Regierung gegen die Pipeline Nord Stream 2 und die daran beteiligten deutschen Firmen scharf kritisiert. Unter Bündnispartnern sei ein solches Vorgehen völlig indiskutabel, sagte er laut deutschen Medien.

Wie die Deutsche Presse-Agentur zuvor unter Berufung auf einen hochrangigen Vertreter der US-Regierung berichtet hatte, kontaktieren US-Vertreter europäische Unternehmen, die am Bau der Pipeline beteiligt sind, und warnen diese vor Sanktionen für den Fall, dass sie weitermachen.

„Extraterritoriale amerikanische Sanktionen gegen europäische Projektbeteiligte sind ein unzulässiger Eingriff ins Völkerrecht“, zitiert die Zeitung „FAZ“ Hermes.

Die Bundesregierung und die EU-Kommission hätten dies mehrfach klargestellt. Hermes forderte im Namen des Ost-Ausschusses die Administration von Donald Trump auf, die europäische Souveränität zu achten und wieder umfassend mit deutschen und europäischen Behörden zu kooperieren.

Wie das Wirtschaftsmagazin „Handelsblatt“ am Freitag berichtete, appellierte der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft auch an die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, von Wirtschaftsstrafen im Zusammenhang mit der Beteiligung an der Pipeline abzusehen. Im Schreiben vom 17. November hieß es unter anderem, dass die deutsche Wirtschaft mit Sorge davon erfahren habe, dass die US-Demokraten auch nach dem erfolgreichen Wahlkampf von Joe Biden neue, extraterritoriale Sanktionen gegen das Projekt Nord Stream 2 auf Kosten europäischer Unternehmen einführen wollten.

Deutsche Unternehmen, darunter der Energiekonzern Uniper, haben zuvor die Hoffnung geäußert, dass die USA unter dem Präsidenten Joe Biden ihr Verhalten zum Projekt Nord Stream 2 ändern werden.

(om/ae)



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#9 „Akademik Cherskiy“ erreicht Baustelle von Nord Stream 2

Das russische Rohrlegeschiff „Akademik Cherskiy“ ist an den noch nicht fertiggestellten Abschnitt der Gaspipeline Nord Stream 2 zurückgekehrt. Das geht aus Angaben des Schiffsverfolgungssystems MarineTraffic hervor.

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(© REUTERS / VITALY NEVAR)

Die Verlegung des letzten unfertigen Abschnitts in dänischen Gewässern soll am 15. Januar beginnen. Es ist geplant, die zwei Schiffe „Fortuna“ und „Akademik Cherskiy“ einzusetzen.

Der Pipelayer hatte bereits Anfang Dezember mehrere Tage im Gebiet der dänischen Insel Bornholm verbracht, wo sich dieser Abschnitt befindet. Dann nahm er Kurs auf Kaliningrad, wo er fast einen Monat vor Anker lag.

Der Festlandabschnitt der Gasleitung ist fertiggestellt; gebaut wird noch in den deutschen, danach in den dänischen Ostsee-Gewässern. Es sei das letzte Stück vor dem Ziel, so Jelena Burmistrowa, Geschäftsführerin von Gazprom Export.

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Projekt Nord Stream 2
Das Vorhaben umfasst den Bau von zwei Strängen einer Gaspipeline mit einer Gesamtkapazität von 55 Milliarden Kubikmetern pro Jahr von der russischen Küste durch die Ostsee bis nach Deutschland.

Die Pipeline verläuft in den Territorialgewässern von Russland, Finnland, Schweden, Dänemark und Deutschland und kostet rund zehn Milliarden Euro. Sie ist zu 94 Prozent fertig.

Die USA, die verflüssigtes Erdgas auf den europäischen Markt bringen wollen, treten gegen den Bau der Gaspipeline auf. Washington hatte im Dezember 2019 Sanktionen gegen das Nord-Stream-2-Projekt verhängt und von den Partnerunternehmen einen unverzüglichen Arbeitsstopp gefordert. Das schweizerische Unternehmen Allseas stellte daraufhin die Arbeit ein. US-Politiker erwägen derzeit eine Erweiterung der Restriktionen.



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Deckard666
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#10 Nord Stream 2: Versöhnung mit Amerika? In Wahrheit ist die Ostsee-Pipeline umkämpfter denn je

Nord Stream 2: Versöhnung mit Amerika? In Wahrheit ist die Ostsee-Pipeline umkämpfter denn je (2021-05-20)

Im Streit um die russische Pipeline Nord Stream 2 scheint sich der US-Präsident versöhnlich zu geben. Dabei zieht der Trump-Nachfolger in Wahrheit die Schrauben fester an. Eine Umfrage zur Haltung der Bundesbürger fördert derweil eine erstaunliche Erkenntnis zu Tage.

Die Meldung der renommierten Nachrichtenagentur Axios schlug ein, nicht nur in der US-Hauptstadt Washington: Präsident Joe Biden verzichtet auf Sanktionen gegen die in der Schweiz registrierte Pipeline-Gesellschaft Nord Stream 2 und ihren Geschäftsführer, den deutschen Putin-Intimus Matthias Warnig.

Bislang hatte Biden die Unterwasser-Pipeline, die Russland direkt mit der deutschen Ostseeküste verbinden soll, als „schlechten Deal für Europa“ kritisiert. Die Röhre erhöhe die Abhängigkeit der westeuropäischen Verbündeten von Russland und helfe, eine aggressive russische Expansionspolitik zu finanzieren. So argumentierten die USA bislang. Jetzt jedoch, in seinem vierteljährlichen Bericht an den Kongress, schien Biden einzulenken.

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