Mindestens 2.600 Menschen wurden in der Türkei und Syrien verletzt. Es kam zu insgesamt 22 teils starken Nachbeben, die Suche nach Verschütteten läuft
Istanbul – Mehr als 600 Menschen sind bei Erdbeben am Montag im Südosten der Türkei und im Nordosten Syriens ums Leben gekommen. In der Türkei starben mindestens 280 Menschen, mehr als 2.000 seien verletzt, hieß es nach offiziellen Angaben am Montag. In Syrien seien zudem mehr als 230 Menschen ums Leben gekommen und 600 verletzt worden, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Ahmed Dhamirijeh dem Staatsfernsehen. Die Hilfsorganisation SAMS, die in von Rebellen kontrollierten Gegenden in Syrien arbeitet, meldete mehr als 100 weitere Todesopfer.
Ein Erdbeben der Stärke 7,4 hatte Montagfrüh die Südosttürkei erschüttert. Das Epizentrum lag nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Ein weiteres Beben der Stärke 6,6 sei kurz darauf in der Provinz Gaziantep gemessen worden. Das Geoforschungszentrum Potsdam gab in einer aktualisierten Einschätzung die Stärke mit 7,8 und 6,7 an. Das Beben war nach offiziellen Angaben auch in Israel zu spüren, das der Türkei Hilfe anbot.
Das österreichische Außenministerium drückte in einer ersten Reaktion sein Mitgefühl und seine Solidarität mit den Opfern der Tragödie sowie den Rettungskräften aus. Von Geosphere Austria wurde das Erdbeben im Raum Gaziantep in der Türkei mit der der Magnitude 7,8 gemessen.
Viele Verschüttete befürchtet
Allein in der Türkei wurden bisher offiziellen Angaben zufolge rund 50 eingestürzte Gebäude gezählt. Unter den Trümmern werden weitere Opfer vermutet. "Unsere Hauptaufgabe ist es, die Such- und Rettungsarbeiten durchzuführen, und dafür sind alle unsere Teams in Alarmbereitschaft", sagte Innenminister Süleyman Soylu vor Reportern.
Das Rote Kreuz mobilisierte Rettungskräfte und forderte die Menschen auf, beschädigte Häuser zu verlassen. Der türkische Innenminister rief das Volk auf, die Benutzung von Mobiltelefonen einzustellen, damit vorrangig Verschüttete erreicht werden können. Die Fernsehsender TRT und Habertürk zeigten Bilder von Menschen, die in den Trümmern nach Überlebenden suchten.
Große Schäden in Syrien
Laut der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA stürzten in zahlreichen Städten Gebäude ein. Fotos zeigten, wie Rettungsteams Menschen auf Tragbahren wegtrugen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums, Raed Ahmed, sagte laut SANA, dies sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995.
Der Flughafen Hatay im Süden der Türkei soll durch das Erdbeben nicht mehr funktionstüchtig sein. Die Flughäfen in Kahramanmaras und Gaziantep sind nur noch für Flieger mit Soforthilfe geöffnet.
Die Rettungsorganisation Weißhelme sprach ihrerseits von dutzenden Toten. "Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmer liegen", sagte der Leiter der Gruppe, Raed Al Saleh. "Die Lage ist sehr tragisch", sagte ein Mitglied der Gruppe.
Auch im Libanon und auf Zypern war das Beben zu spüren. In den libanesischen Städten Beirut und Tripoli flohen die Menschen aus Angst vor einem Einsturz aus ihren Wohnhäusern, berichteten Augenzeugen. In Italien hatte der Katastrophenschutz Montagfrüh eine Warnung vor möglichen Tsunami-Wellen erlassen. "Die Warnung weist auf die Möglichkeit einer realen Gefahr für Menschen in Küstennähe hin, insbesondere wenn sie sich in Gebieten befinden, die etwas höher oder sogar niedriger als der Meeresspiegel liegen. Selbst eine Welle von nur 0,5 Metern Höhe kann gefährliche Überschwemmungen und starke Strömungen verursachen", hieß es. Einige Stunden später wurde die Warnung wieder aufgehoben.
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Große Erdbebengefahr
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan schrieb auf Twitter, "wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen".
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