LYDOM Production - Naturphäno
10.01.2024 ISLAND
ISLAND Update 05.01.24
Der isländische Vulkanologe Haraldur Sigurðsson spekuliert nach der Serie von Erdbeben bei Krýsuvík auf der Reykjaneshalbinsel, die sich Ende letzter Woche ereignete, darüber, dass sich möglicherweise eine Ansammlung von Magma unter dem Gebiet östlich von Fagradalsfjall und dem Magmatischen Gang bei Svartsengi gebildet hat. Solche Vermutungen wurden bereits im Herbst letzten Jahres geäußert und werden durch das erneute Schwarmbeben weiter unterstützt. Die Erdbebenkarte des Naturgefahrenexperten Einar Hjörleifsson im Dezember zeigte, dass es nicht nur im Bereich des Magmatischen Gangs, sondern auch unter dem Areal von Krýsuvík einen seismischen Schatten gab. Dieser Schatten fehlte jedoch unter dem Fagradalsfjall.
Ein seismischer Schatten entsteht, wenn Erdbebenwellen einen Magmenkörper passieren und die Dichte des Mediums sich ändert. Bei einem Erdbeben entstehen Primärwellen (P-Wellen) und Sekundärwellen (S-Wellen). P-Wellen können sich durch Gestein und Magma bewegen, während S-Wellen nur durch Gestein passieren können und vom Magma quasi absorbiert werden. Bei einem Erdbeben unter einem Magmenkörper werden am Epizentrum, dem Punkt an der Erdoberfläche über dem Erdbebenherd, nur die P-Wellen empfangen. Durch die Analyse vieler Erdbeben kann die Lage eines Magmenkörpers kartiert werden.
Haraldur Sigurðsson vermutet aufgrund dieser Analyse zwei linsenförmige Magmenkörper auf Reykjanes: einen bei Svartsengi und einen weiteren im Areal von Krýsuvík. Die Erdbeben in diesen Arealen ereigneten sich in mehr als 6 Kilometer Tiefe, wobei nur die P-Wellen am Epizentrum ankamen. Die vermutete Größe des Magmenkörpers beträgt zwischen 50 und 100 Quadratkilometer. Haraldur sieht die nächste Eruption eher in diesem Spaltensystem. Allerdings war in den letzten Monaten bei Krýsuvík praktisch keine messbare Bodenhebung vorhanden, weshalb Zweifel an diesem Ausbruchsszenario bestehen. Die Vulkanologen der Isländischen Meteorologiebehörde (IMO) bestätigten jedoch am Nachmittag eine Bodenhebung bei Svartsengi von 5 mm pro Tag. Ein neues Interferogramm für den Zeitraum 28.12.23 – 8.01.24 zeigt eine Gesamtbodenhebung von 6 cm. Inzwischen hat sich ein vergleichbares Schmelzvolumen wie vor der letzten Eruption akkumuliert, was eine baldige Eruption wahrscheinlich macht.
Interessanterweise zeigt das Interferogramm am rechten Bildrand Krýsuvík, jedoch ohne die typischen Farbringe, die auf Bodendeformation hinweisen.
Liebe Grüße.