Energiequellen: Atomenergie

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Utopia
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#11 Atomenergie: Wie andere Länder mit der Kernkraft umgehen: In der deutschen Nachbarschaft strahlt es weiter

In Deutschland naht das Ende der Atomenergie – andere europäische Länder setzen dagegen weiter auf Kernkraftwerke. Einige Meiler entstehen gerade nahe der Grenze.

In Deutschland ist Kernkraft bald Geschichte. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 hatte die Bundesregierung den Ausstieg aus der Technologie beschleunigt. Im kommenden Jahr sollen die letzten Anlagen vom Netz gehen. In der deutschen Nachbarschaft setzt aber eine Reihe von Ländern weiter auf Atomenergie.

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(© dpa) In Deutschland gehen die letzten Meiler bald vom Netz, doch andere europäische Länder setzen weiter auf die Technologie.

An der Spitze der Kernkraft-Verfechter steht Frankreich:

Das Nachbarland bezieht mehr als 70 Prozent seines Stroms aus Atomenergie, der staatliche Energiekonzern EDF betreibt 58 Reaktoren an 18 Standorten. Zwar will Frankreich den Anteil von Atomstrom in seinem Energiemix perspektivisch auf 50 Prozent senken, das Zieldatum wurde unter Präsident Emmanuel Macron aber von 2025 auf 2035 verschoben.

Probleme hat Frankreich mit dem Bau eines neuen Reaktors in Flamanville im Nordwesten des Landes. Das einstige Prestigeprojekt hat sich mittlerweile ein Jahrzehnt verzögert, die Kosten haben sich verdreifacht. Mit der Inbetriebnahme des „Europäischen Druckwasserreaktors“ (EPR) wird frühestens Ende 2022 gerechnet.

Der neue Reaktortyp soll auch in Finnland zum Einsatz kommen, das Bauprojekt in Olkiluoto an der Westküste des Landes ist aber ebenfalls schwer im Verzug. Trotz aller Pannen und extrem gestiegener Baukosten des Olkiluoto-3-Reaktors wird bereits ein sechster Reaktor in Hanhikivi südwestlich von Oulo geplant. Der Bauantrag steht noch aus. Klimaneutralität bis 2035 sei nur durch den Einsatz von Atomkraft und erneuerbaren Energieträgern möglich, heißt es vonseiten der Mitte-links-Regierung von Ministerpräsidentin Sanna Marin.

Widerstände gegen den Ausbau der Atomenergie sind überschaubar, selbst Vertreter der Grünen halten die CO2-freie Atomkraft für eine Übergangslösung auf dem Weg zur Klimaneutralität. Derzeit sind vier Reaktoren in Betrieb, die ein knappes Fünftel des Strombedarfs liefern.

Finnlands Nachbar Schweden mit seinen derzeit sechs laufenden Reaktoren fährt einen Zickzackkurs in Bezug auf die Atomkraft. In den frühen 1980er-Jahren wurde der Ausstieg aus der Atomkraft bis 2010 beschlossen. Knapp 30 Jahre später war dieser Beschluss wieder Makulatur. Mittlerweile gilt, dass an den Standorten der bisherigen Reaktoren neue Kraftwerke gebaut werden dürfen.

Angesichts der hohen Kosten ist es allerdings unwahrscheinlich, dass sich ein Konsortium für den Neubau findet. Denn staatliche Subventionen soll es nicht mehr geben. Schweden bezieht knapp 40 Prozent seines Stroms aus Atomkraft, der Rest stammt aus erneuerbaren Energien.

Polen will Atomkraft statt Kohle nutzen

Polen wird wegen des höchsten Kohleanteils in seiner Wärme- und Stromproduktion heftig kritisiert und will als letztes Land der EU erst 2049 aus der Kohle aussteigen. Bislang werden 70 Prozent der Elektrizität und der Wärme aus Kohle produziert, zumeist aus Braunkohle und schlesischer Steinkohle.

Um den Ausstieg zu schaffen, sollen laut der polnischen Energiestrategie „Polityka Energetyczna Polski“ (PEP) nun sechs Reaktoren in zwei Atomkraftwerken gebaut werden. Der Baubeginn ist für 2026 geplant, der erste Meiler soll 2033 in Betrieb gehen, die weiteren bis 2040. Die jetzt geplanten AKW werden vermutlich im nur rund 150 Kilometer Luftlinie von der deutschen Grenze entfernten Zarnowiec bei Danzig und im nahe gelegenen Lubiatowo-Kopalino stehen.

Weiter auf die Kernkraft setzt auch Großbritannien, wo sieben Atomkraftwerke 17 Prozent des Stroms produzieren. Dieser Anteil wird sich bis 2024 allerdings halbieren, weil vier dieser Kraftwerke bis dahin abgestellt werden.

Ein neues Atomkraftwerk, Hinkley Point C, ist derzeit im Bau und soll 2026 ans Netz gehen. Ein weiteres, Sizewell C, ist in einem fortgeschrittenen Planungsstadium. Zusammen sollen sie den Anteil des Atomstroms am Energiemix langfristig stabil halten.

In einem Zehn-Punkte-Plan für die „grüne Revolution“ hat Premier Boris Johnson die Atomkraft als wesentlichen Pfeiler der Dekarbonisierung beschrieben. Seine Regierung will eine halbe Milliarde Pfund für den Bau neuer Atomkraftwerke bereitstellen.

In Italien kehrt die Debatte zurück

Zurück ist die Debatte über Kernkraft in Italien, wo das Thema eigentlich vom Tisch schien. Nach der Katastrophe von Tschernobyl entschied das Land, seine damals vier vorhandenen Kraftwerke abzuschalten. Mehr als 20 Jahre später startete der damalige Premier Silvio Berlusconi den Versuch, die Nuklearenergie wiederzubeleben. Doch 2011 entschied sich das Volk gegen den Wiedereinstieg – mit einer klaren Mehrheit von mehr als 94 Prozent.

Der neueste Vorstoß für die Kernkraft kommt nun ausgerechnet vom Minister für den ökologischen Wandel: Der Physiker Roberto Cingolani, seit Februar im Kabinett von Premier Mario Draghi, will nicht ausschließen, in Zukunft Reaktoren der „vierten Generation“ im Land zu bauen. Will Italien seine Klimaziele erreichen, müsste das Land zehn Mal so viel Erneuerbare pro Jahr installieren wie bisher. Das ist kaum zu schaffen.

Die Türkei baut mit Hilfe der russischen Firma Rosatom an der Mittelmeerküste das Atomkraftwerk Akkuyu. Die vier Reaktoren haben eine geplante Kapazität von insgesamt 4,8 Gigawatt. Damit könnte das Land auf einen Schlag rund zehn Prozent seines Energiebedarfs decken. Im Jahr 2023 soll der erste Reaktor mit einer Leistung von rund 1,2 Gigawatt in Betrieb gehen. Bei den Plänen scheinen weniger Klimaschutzfragen eine Rolle zu spielen, sondern die bislang hohe Abhängigkeit von Energieimporten. „Ohne Nuklearenergie kann sich ein Land nicht weiterentwickeln“, hatte zum Baubeginn des Akkuyu-Kraftwerks im Jahr 2015 der damalige türkische Energieminister erklärt.

Spanien hält unterdessen wie Deutschland trotz ehrgeiziger Klimaziele am geordneten Ausstieg aus der Atomenergie fest. Derzeit sind noch sieben Atomreaktoren in fünf Anlagen in Betrieb, die im vergangenen Jahr 22 Prozent des Stroms in Spanien erzeugt haben. Madrid hat sich mit den Betreibern darauf geeinigt, alle Reaktoren zwischen 2027 und 2035 abzuschalten. Spanien investiert derzeit massiv in Erneuerbare und hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die wichtigste Drehscheibe in Europa für grünen Wasserstoff zu werden. Die Atomenergie spielt dabei keine Rolle.



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#12 Kernkraftwerke: Der Platz für Atommüll wird knapp

Mit dem Aus für die Kernkraft entstehen deutschlandweit Zwischenlager für strahlende Abfälle. Anwohner fürchten, dass sie mit dem Atommüll noch Jahrzehnte leben müssen.

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(© Sina Schuldt/​dpa) Behälter mit radioaktiven Abfällen im Zwischenlager Gorleben

Stell Dir vor, in Deutschland werden neue Atommüll-Lager gebaut - und keiner regt sich auf. Schwer vorstellbar? Realität im Herbst 2021. Zum Beispiel in Geesthacht am Elbufer. Gleich neben dem abgeschalteten Atomkraftwerk Krümmel drehen sich Baukräne, wachsen Beton-Rohbauten hinter Baugerüsten. Hier entsteht ein neues Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, eine Halle für 1.200 Behälter Atommüll.

Rund hundert Kilometer entfernt elbabwärts, in Brunsbüttel, ein ähnliches Bild, der Neubau neben dem abgeschalteten Atomkraftwerk ist nahezu fertig. Richtfest für das neue Zwischenlager feierte der Energieversorger Vattenfall schon im Juni letzten Jahres. Ein Richtfest für ein Atommülllager? "Der Neubau hat hier niemanden aufgeregt", sagt der Brunsbütteler Bürgermeister Martin Schmedtje (parteilos) hanseatisch-pragmatisch. "Unser Ziel ist, dass wir hier in Brunsbüttel in 15 Jahren statt einem Kraftwerk eine grüne Wiese haben."

Während angesichts des Klimawandels andere Staaten über den Ausbau der Atomkraft streiten, passiert in Deutschland zurzeit das Gegenteil: Deutschland steigt aus. Ende kommenden Jahres sollen die letzten Meiler vom Netz gehen. Und das hat Folgen. Von Grafenrheinfeld im Süden über Philippsburg bis Unterweser im Norden werden überall in Deutschland neue Zwischenlager für atomare Abfälle gebaut oder sind just fertiggeworden. Der Bauboom für Abfall-Depots ist eine Folge des fortschreitenden Atomausstiegs: Elf Kernkraftwerke werden zurzeit abgebaut, in den vorhandenen Lagern fehlt der Platz für die strahlenden Abriss-Teile. Inzwischen lagern deutschlandweit mehr als 1.000 Behälter mit radioaktiven Abfällen.

Schacht Konrad wird erst 2027 fertig

Die Neubauten werden die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle aufnehmen, also solche mit geringerer Strahlung. Dazu gehören zum Beispiel kontaminierte Arbeitskleidung, verstrahlte Instrumente, Filter oder Schutt. Für den gefährlichsten, hochaktiven Müll sind sie nicht vorgesehen. Ungefährlich sind die Abfälle aber trotzdem nicht: Würde deren Radioaktivität in die Umwelt gelangen, wäre etwa das Grundwasser in Gefahr.


"Wir brauchen dieses Lager auf dem Kraftwerksgelände", verteidigt der Brunsbüttler Werks-Leiter Markus Willicks auf der Vattenfall-Homepage den temporären Speicher. Solange das Endlager Schacht Konrad noch nicht fertig ist, müssten die Abfälle sicher zwischengelagert werden. "Ohne müsste der Rückbau des Kernkraftwerks schon bald nach seinem Beginn wieder gestoppt werden."

Dass überall in Deutschland neue Atommüllmagazine ohne größere Proteste gebaut werden, ist angesichts der jahrzehntelangen Auseinandersetzungen nicht selbstverständlich. Die Bilder von Protesten der Atomkraftgegner – allein im Wendland wurde mehr als 40 Jahre lang gegen das Endlager Gorleben protestiert – sind schließlich unvergessen.

»Ohne Zwischenlager müsste der Rückbau des Kernkraftwerks schon bald wieder gestoppt werden. «

Markus Willicks, Werksleiter in Brunsbüttel

Doch inzwischen sehnen sich viele Anwohner rund um die Kernkraftwerke danach, dass diese nach der Abschaltung auch endlich verschwinden. Außerdem scheint das Ende dieser Zwischenlösungen absehbar: Für schwach- und mittelradioaktive Abfälle gibt es mit Schacht Konrad einen Endlagerstandort in Salzgitter in Niedersachsen. Das Lager und ein geplantes Logistikzentrum sind heftig umstritten, es soll aber 2027 bereit sein, um die Abfälle endgültig unterirdisch aufzunehmen.

Dazu kommt: Die Bevölkerung an den Zwischenlagerstandorten ist ganz Anderes gewohnt - Hallen voll hochradioaktiver Abfälle nämlich, die dort seit Jahren oder Jahrzehnten lagern. Diese Speicher machen Anwohnern und Politik die weitaus größeren Probleme.

Hochradioaktiver Müll - das sind vor allem die abgebrannten Brennstäbe, die nahezu ewig strahlen, verpackt in sogenannten Castorbehältern. Dafür fehlt noch immer ein Endlager. Ein Standort wird zurzeit in einem aufwändigen Verfahren gesucht. Bis 2031 soll der Ort feststehen, 2050 der unterirdische Bau fertig sein, um dann nach und nach die strahlenden Altlasten aufzunehmen. Das wird weitere 20 bis 30 Jahre dauern. Solange bleiben die hochradioaktiven Abfälle in Abstellhallen an den Kraftwerksstandorten.

Das Problem: Sie lagern dort dann schon lange, meist oberirdischen, relativ ungeschützt. Für derart lange Zeiträume sind die Zwischenlager und Behälter nicht gedacht. Die als Interimslösung errichteten Abfallstätten sind eine Herausforderung der Geduld der dortigen Bevölkerung.

In Gemmrigheim in Baden-Württemberg zum Beispiel. "Für mich und meine Generation ist das Zwischenlager ein Endlager", sagt der Gemmrigheimer Bürgermeister Jörg Frauhammer (SPD). Er klingt ziemlich ernüchtert. Das Atomkraftwerk Neckarwestheim steht zu etwa einem Drittel auf seinem Gemeindegebiet. Der 57-jährige promovierte Ingenieur sagt von sich, er sei "kein ausgewiesener Atomkraftgegner". Sein Vater hat im Kraftwerk als Schichtarbeiter gearbeitet, er selbst zu Studienzeiten darin ein Praktikum absolviert.

»Für mich und meine Generation ist das Zwischenlager ein Endlager.«

Jörg Frauhammer, Bürgermeister von Gemmrigheim

Aber als Anfang der 2000er Jahre ein Zwischenlager für hochradioaktiven Abfall auf dem Gemeindegebiet geplant wurde, "haben wir im Gemeinderat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das zu verhindern. Schließlich hatten wir schon die Belastung durch das Kraftwerk".

Auf 40 Jahre genehmigt - doch das reicht nicht aus

Vergeblich. Seit 2006 lagern in Neckarwestheim hochradioaktive Abfälle. Die Genehmigung ist auf 40 Jahre befristet und läuft 2046 aus – Jahre bevor ein Endlager zur Verfügung steht. Für Jörg Frauhammer ist klar, "dass die Genehmigung für das hiesige Lager verlängert werden muss – eine Alternative sehe ich nicht". Er wird dann 82 Jahre alt sein. "Dann wird meine Generation einen großen Teil ihres Lebens mit dem Lager verbracht haben."

Und mit den potentiellen Gefahren. Eine von der Umweltorganisation BUND in Auftrag gegebene Studie von 2020 warnt angesichts längerer Lagerzeiten vor Alterungsschäden sowohl bei den Behältern als auch bei den bestrahlten Brennelementen. "Alterungseffekte können negative Auswirkungen auf die Sicherheit der Zwischenlagerung haben."

Die Atomkraftgegner ärgert vor allem, dass sich alle Anforderungen an Sicherheitsnachweise für die Abfallbehälter auf einen Lagerzeitraum von 40 Jahren beziehen. 40 Jahre sind in der Atomenergie ein Wimpernschlag, allein Plutonium hat eine Halbwertzeit von 24.000 Jahren. Was in 40 Jahren in den Behältern passiert, kann keiner genau sagen. "Aufgrund der notwendigen Verlängerung der Lagerzeit wäre es dringend erforderlich, den Zustand des Behälterinventars und der Behälterbauteile zu überprüfen", fordert der BUND.

Sind die Zwischenlager sicher bei Flugzeugabstürzen?

Das würde bedeuten, dass man beispielsweise Castoren öffnet und untersucht. Bisher wird die Sicherheit nur durch rechnerische Nachweise geführt. Die BUND-Studie hält zudem die Sicherheitsvorkehrungen an den Zwischenlagern, etwa gegen Flugzeugabstürze, für nicht ausreichend. Sie fordert ein "neues Zwischenlagerkonzept" mit "umfassender Bürgerbeteiligung".

Auch der Nuklear-Experte Michael Sailer, ehemals Vorsitzender der Reaktor-Sicherheitskommission der Bundesregierung, stellte vor kurzem die Frage, "ob die Dichtungen halten oder was eigentlich mit den Brennelementen in den Behältern passiert", wenn die Zwischenlager 60 oder 80 Jahre bleiben. Was seiner Meinung nach wahrscheinlich sei. Er empfiehlt, heute schon Lösungen zu suchen, was nach Ablauf der 40 Jahre Genehmigungsdauer geschehen soll.

Denn anderswo in Deutschland wird die Antwort noch früher benötigt als in Gemmrigheim. Etwa in Gorleben, das zwar als Endlager endgültig aus dem Rennen, aber weiter Standort eines Zwischenlagers ist. Die Genehmigung dafür läuft schon 2034 ab. Spätestens sechs Jahre vorher muss der weitere Verbleib der Abfälle geklärt sein. Also 2028, für Atomkraftexperten quasi übermorgen.

Das ist eine Aufgabe für die neu geschaffene Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ). Die junge Behörde hat im Zuge des Atomausstiegs seit 2019 die Zwischenlager mit hochradioaktiven Abfällen von den Energiekonzernen EnBW, RWE und Co übernommen und ist für die Zwischenlagerung verantwortlich. "Die BGZ bereitet sich schon heute darauf vor, in atomrechtlichen Genehmigungsverfahren mit öffentlicher Beteiligung die Sicherheit der Zwischenlagerung über 40 Jahre hinaus nachzuweisen", antwortet die Behörde etwas sperrig auf eine Anfrage von ZEIT ONLINE. Dafür habe sie eine Fachabteilung aufgebaut, die ein Forschungsprogramm erarbeite und den kontinuierlichen Austausch mit Expertinnen aus Wissenschaft, Industrie und Behörden pflege.

Außerdem ist die BGZ einem Forschungskonsortium unter Beteiligung der OECD beigetreten, "dessen Ziel die vertiefte Erforschung des Materialverhaltens von Brennelementen insbesondere während der Zwischenlagerung" sei.

Dass sie plant, Behälter zu öffnen und zu prüfen, sagt sie nicht. Es wäre eine enorme Aufgabe, bei mehr als 1000 Behältern schon jetzt. Sie alle zu öffnen, den Inhalt zu checken und sicher wieder zu verschließen, wäre wohl eine weitere Jahrhundertaufgabe. Zurzeit erforscht die BGZ daher vor allem Methoden, um den Inhalt zu erforschen, ohne den Behälter zu öffnen.

Bürgermeister Jörg Frauhammer aus Gemmrigheim hält die Castoren prinzipiell für sicher. Allerdings ist an seinem Standort – einzigartig in Deutschland – das Zwischenlager in einem alten Steinbruch unter Tage untergebracht. Er verlangt dennoch Klarheit: "Wie nach Ablauf der 40 Jahre die Sicherheit der Castoren und ihres Inhalts überprüft und gewährleistet wird – darauf wollen wir hier bald eine Antwort. Was nicht geht, ist, das Thema einfach auszusitzen." Und fügt hinzu: "Wir wollen hier kein endloses Zwischenlager."

( Annette Beutler)



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#13 Frankreichs Regierung bekräftigt das Ende des Atomkraftwerks in Fessenheim

Die französische Regierung hat das Ende des Atomkraftwerks Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze bestätigt.

"Fessenheim ist eines der ältesten Atomkraftwerke Frankreichs, eine Modernisierung wäre extrem teuer, außerdem befindet es sich auf dem größten Grundwasserspeicher Europas", sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Donnerstag dem Sender LCI.

Damit erteilte er auch Forderungen der rechtspopulistischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen eine Absage, die Fessenheim wieder in Betrieb nehmen wollte. "Wir haben daher die verantwortungsvolle Entscheidung getroffen, Fessenheim zu schließen", sagte Attal.

Der Regierungssprecher kündigte an, Präsident Emmanuel Macron werde sich demnächst konkreter zu den französischen Investitionen in die Atomkraft äußern. Macron hatte bereits eine Milliarde Euro zur Förderung der Atomkraft angekündigt, insbesondere für die Entwicklung neuer kleiner Atomkraftwerke (SMR).

Es steht noch eine Entscheidung aus, ob auch neue EPR-Reaktoren gebaut werden sollen. Der Prototyp in Flamanville soll 2023 mit elf Jahren Verspätung ans Netz gehen. Macron verteidigt den Ausbau von Atomkraft mit dem Hinweis auf die geringen Treibhausgas-Emissionen und die Unabhängigkeit der Energieversorgung.

Fessenheim war nach langem Hin und Her und heftigen Protesten von deutscher Seite vor einem Jahr vom Netz genommen worden. Der Rückbau soll 2025 beginnen.

kol/ju



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#14 Atomkraft: Zwei französische AKW wegen Mängeln abgeschaltet

Atomkraft: Zwei französische AKW wegen Mängeln abgeschaltet (2021-12-17)

Das AKW Civaux bleibt länger als geplant nach einer Inspektion abgeschaltet, da in Chooz die gleiche Technik eingesetzt wird, geht auch dieses AKW vom Netz.

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In zwei Atomkraftwerken des französischen Betreibers EDF sind Mängel entdeckt worden, die behoben werden müssen. Die zwei Reaktoren des Atomkraftwerks Civaux bleiben deshalb länger als geplant abgeschaltet, außerdem nimmt EDF auch die zwei Reaktoren in Chooz vom Netz.

Während einer Routineinspektion in Civaux in der Nähe von Poitiers seien in Block 1 Probleme an Schweißnähten von Rohrleitungen entdeckt worden, teilte EDF mit. Konkret geht es um das Sicherheitseinspritzsystem, einem Sicherungskreislauf, der die Kühlung des Reaktors bei einem Unfall gewährleisten. Mit ihm wird Borwasser in den Reaktorkern geleitet, um die Kernreaktion zu stoppen und das Wasservolumen im Primärkreislauf aufrechtzuerhalten.

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#15 Finnland setzt (endlich) ersten EPR-Reaktor in Europa in Gang

Mehr als ein Jahrzehnt später als geplant ist im finnischen Kernkraftwerk Olkiluoto ein neuer dritter Atomreaktor in Gang gesetzt worden.

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(© TVO) Das ginnische Kraftwerk Olkiluoto mit dem neuen EPR-Reaktor

OL3 wurde Dienstagfrüh hochgefahren, wie die Betreibergesellschaft Teollisuuden Voima Oyj mitteilte.

Die Leistungsstufe soll nun nach und nach gesteigert werden, ehe OL3 planmäßig Ende Januar an das nationale Stromnetz angeschlossen werden kann. Volle Auslastung soll er im Juni erreichen - und dann schätzungsweise 14 Prozent des gesamten finnischen Strombedarfs decken.

Betreiber und Medien sprachen von einem "historischen Tag für die finnische Atomkraft".

Bei OL3 handelt es sich um einen sogenannten Europäischer Druckwasserreaktor, kurz EPR, der von der französischen Firma Areva und dem Siemens-Konzern gebaut wurde.

Er hätte eigentlich 2009 in Betrieb gehen sollen, es kam aber immer wieder zu Verzögerungen und sich verteuernden Baukosten.

Bisher wurden weltweit nur zwei EPR-Reaktoren in Betrieb genommen, im Kraftwerk Taishan in China. Drei weitere in Großbritannien (Hinkley Point) und Frankreich (Flamanville) befinden sich nach Verzögerungen weiterhin im Bau

Die Baukosten für OL3 erhöhten sich laut Angaben der französischen Tageszeitung "Le Monde" von rund 3 auf fast 10 Milliarden Euro.

Olkiluoto ist eines der beiden Atomkraftwerke in Finnland. Die Anlage befindet sich an der finnischen Westküste rund 250 Kilometer nordwestlich von Helsinki. Dort soll auch ein Endlager für atomaren Abfall entstehen. Finnland bezieht knapp ein Drittel seines Stroms aus Kernenergie.



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#16 Atomkraft: Hartnäckige Falschmeldungen

Atomkraft: Hartnäckige Falschmeldungen (2021-12-31)

Nicht nur in Deutschland ist das Ende der Atomkraft-Ära längst eingeläutet – und in der Mehrzahl der Länder hat sie nie begonnen

Es wird mal wieder über die Atomkraft gestritten. Der Grund: Im Rahmen einer neuen "Taxonomie", also der EU-weit verbindlichen Einordnung bestimmter Technologien für Fragen der staatlichen Förderung, sollen Atomkraftwerke das Etikett „nachhaltig“ aufgeklebt bekommen. Erdgaskraftwerke und -infrastruktur auch, aber das ist eine andere Frage. Schon Anfang Januar könnte über beides endgültig entschieden werden.

Für einige Journalistinnen und Journalisten ist das mal wieder Gelegenheit, altbekannte Erzählungen der Lobbyisten wiederzukäuen. Zum Beispiel RTL: "Viele europäische Nationen folgen nicht dem deutschen Weg", ist dort zu erfahren.

Ist dem tatsächlich so, oder war da nur mal wieder jemand zu bequem, vernünftig zu recherchieren und hat einfach oft gehörte und gelesene Ressentiments reproduziert? Beschränken wir uns auf die 27 EU-Mitglieder.

Davon betreiben Spanien (7), Deutschland (6, ab Januar 3), Frankreich (57), Belgien (7), die Niederlande (1), Schweden (6), Finnland (4), die Slowakei (4), die Tschechische Republik (6), Slowenien (1), Ungarn (4), Rumänien (2) und Bulgarien (2) Atomkraftwerke. In Klammern jeweils die Anzahl der Reaktoren.

Das sind 12 von 27 Ländern und ab dem 31. Januar 2022, wenn in Deutschland die letzten drei AKW vom Netz gehen, werden es nur noch elf von 27 EU-Mitgliedern sein. Eindeutig eine Minderheit, und zwar eine schrumpfende Minderheit.

Es hat nämlich nicht nur Deutschland einen Ausstiegsbeschluss, sondern zum Beispiel auch Belgien. Die Kollegen von RTL mögen es zwar als Land anführen, in dem es anders laufe, weil es die eine oder andere Diskussion in der Regierung gibt.

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#17 Doku (2017) - Atombomben über Nevada: Der Anfang vom Ende?

Doku (2017) - Atombomben über Nevada: Der Anfang vom Ende? - HD/HQ



doku point
11.03.2017


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#18 Atomausstieg: Die letzten drei Meiler schalten Ende 2022 ab

Atomausstieg: Die letzten drei Meiler schalten Ende 2022 ab (2022-01-02)

Drei Atommeiler wurden an Silvester abgeschaltet, drei bleiben noch übrig. Doch ausgerechnet jetzt erfährt die Kernenergie eine umstrittene Aufwertung.

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Countdown für den Atomausstieg: Am Silvesterabend sind drei der sechs verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet worden. Die letzten drei Meiler sollen in genau einem Jahr vom Netz gehen – dann wäre der Ausstieg offiziell beendet.

Jahrzehntelanger Rückbau

Die Atomkraftwerke in Brokdorf (Schleswig-Holstein), Grohnde (Niedersachsen) und Gundremmingen (Bayern) wurden nach Angaben der Betreiber in den letzten Stunden von 2021 stillgelegt. Der gesetzlich vorgeschriebene Rückbau der Atomkraftwerke wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen – in Brokdorf etwa bis 2040. In Grohnde sei die Anlage nach rund 36 Betriebsjahren abgeschaltet worden. Mit fast 410 Milliarden Kilowattstunden habe sie so viel Strom produziert wie kein anderer Kraftwerksblock weltweit, teilte der Betreiber PreussenElektra mit.

Knapp 100 Atomkraftgegner feierten den historischen Moment der Abschaltung mit Anti-Atomkraft-Fahnen und Wunderkerzen. In Gundremmingen trennte die Schichtmannschaft den Generator von Block C um 20.00 Uhr vom Stromnetz. Nikolaus Valerius, Kernenergievorstand des Betreibers RWE Power, erklärte dazu: "Mit der Abschaltung des letzten Siedewasserreaktors in Deutschland wurde am Standort Gundremmingen eine Ära beendet."

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#19 »Signifikant verletzbar«: EU ist auch von russischem Uran abhängig

»Signifikant verletzbar«: EU ist auch von russischem Uran abhängig (2022-03-06)

Seit dem Überfall der Kremltruppen auf die Ukraine gilt die Atomkraft für viele in der EU als Alternative zu russischem Gas. Tatsächlich bestehen nach SPIEGEL-Informationen aber auch hier mehr Abhängigkeiten als gedacht.

Die Europäische Union ist bei der Kernkraft stärker abhängig von Russland, als bisher bekannt ist. Das geht aus einem internen Vermerk des Grünen-Abgeordneten Stefan Wenzel hervor, der dem SPIEGEL vorliegt.

20 Prozent des in der EU genutzten natürlichen Urans wurden 2020 aus Russland importiert, heißt es in dem Papier, das sich unter anderem auf Zahlen der Euratom-Versorgungsagentur (ESA) stützt – der zentralen EU-Behörde, die für die Beschaffung dieses Rohstoffs verantwortlich ist. Noch einmal so viel werde aus der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan importiert, einem langjährigen Kreml-Verbündeten.

Diese Mengen ließen sich wohl noch auf dem Weltmarkt kompensieren – zum Beispiel über Lieferanten aus Kanada, Australien, Südafrika oder dem Niger. Gravierender ist, dass Russland laut dem Papier auch 26 Prozent des in der EU benötigten angereicherten Urans herstellt. Für die Betreiber sogenannter WWER-Reaktoren ist Russland demnach sogar der einzige Lieferant maßgefertigter sechseckiger Brennstäbe. Die ESA hält die EU vor allem hier für »signifikant verletzbar«.

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#20 Wissenschaftler reagieren auf Chernobyl

Wissenschaftler reagieren auf Chernobyl



Doktor Whatson

Tschernobyl 1986, eines der größten Reaktorunglücke in der Geschichte der Atomkraft. Wie realistisch die gleichnamige HBO Serie ist, prüfen die Wissenschaftler Christina Oettmeier und Reinhard Remfort gemeinsam mit Cedric. Zusätzlich vergleichen sie ein Reaktorunglück mit einer Atombombe.

0:00 — Intro
0:28 — Disclaimer
1:54 — Die größte Gefahr von Strahlung
3:38 — Wie wirkt sich Strahlenkrankheit aus
6:10 — Wie viele Opfer hatte das Reaktorunglück
9:16 — Wie funktioniert ein Atomkraftwerk
10:47 — realitätsnahe Inszenierung
11:40 — Indianer Jones und das Königreich des Kristallschädels
12:03 — Die Zar Bombe
12:36 — Schützt ein Kühlschrank vor einer Atombombe?
15:14 — Ist Indianer Jones realistisch?
15:40 — Atombombe und Reaktorunglück im Vergleich


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